Mikrobiota und Multiple Sklerose

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REPORT


Bei der Entstehung und Progression einer so komplexen und heterogenen Erkrankung wie der Multiplen Sklerose (MS) ist eine Vielzahl sowohl genetischer als auch verschiedener Umweltfaktoren beteiligt. Besondere Aufmerksamkeit kommt dabei seit Kurzem dem Mikrobiom zu, welches vor allem im Darmgewebe starken Einfluss auf das menschliche Immunsystem hat und dessen Zusammensetzung und Eigenschaften sowohl wiederum durch den menschlichen Wirtsorganismus und vorliegende immunologische Entzündungsprozesse als auch durch viele Umweltfaktoren beeinflusst wird.

Hintergrund Die Multiple Sklerose (MS) ist eine häufige Erkrankung des Nervensystems, bei der lokale Entzündungsherde im Gehirn und Rückenmark entstehen, welche langfristig Nervenzellenund Axone schädigen. An den Entzündungsprozessen sind verschiedenste Immunzellen beteiligt, als treibende Kraft werden jedoch seit Jahrzenten autoreaktive T-Zellen und – aufgrund des Erfolgs B-Zellgerichteter Therapien in den letzten Jahren – auch B-Zellen gehandelt. Dabei ist unklar, welche Autoantigene von T- und B-Zellen erkannt werden. Zwar sind einzelne Autoantigene, wie z. B. das Myelin-Oligodendrozyten-Glykoprotein (MOG), beschrieben und ausführlich in Tiermodellen im Hinblick auf ihre Enzephalitogenität untersucht worden, jedoch lassen sich nur bei einem Bruchteil der MS-Patienten MOGspezifische T-Zellen und/oder B-Zellen bzw. Antikörper nachweisen. Dies

L. A. Gerdes · H. Yoon · A. Peters Institut für Klinische Neuroimmunologie und Biomedizinisches Zentrum, LMU Klinikum München, Planegg-Martinsried, Deutschland

Mikrobiota und Multiple Sklerose

könnte zum einen daran liegen, dass bei verschiedenen Patienten unterschiedliche Autoantigene erkannt werden. Zum anderen werden durch einen einmal in Gang gesetzten Entzündungsprozess und die damit verbundenen Gewebeschäden neue Antigene freigesetzt, und somit können auch Lymphozyten mit anderen Antigenspezifitäten zum Zeitpunkt der Untersuchung dominieren, wohingegen die Reaktivität gegenüber dem ursprünglichen Antigen eventuell nicht mehr detektierbar ist. Jedenfalls weist die klonale Expansion CD8-positiver und CD4-positiver T-Zellen sowie die Präsenz oligoklonaler Banden (Antikörper) im Liquor darauf hin, dass die Entzündungsprozesse im Zentralnervensystem (ZNS) von antigenspezifischen Lymphozyten vorangetrieben werden [14, 15].

Über das GALT steht die »intestinale Mikrobiota in Kontakt mit dem Immunsystem Wann, wie und wo aber kommt es überhaupt zu einer Aktivierung autoreaktiver T- und B-Zellen? Autoreaktive Lymphozyten sind auch im Repertoire gesunder Menschen enthalten und werden bei Patienten durch eine Kombination von genetischen und Umweltfaktoren aktiviert. Bei den Umweltfaktoren werden neben den schon länger bekannten Faktoren wie z. B. Rauchen, Vitamin-DMangel und EBV(Epstein-Barr Virus)Infektion in der letzten Zeit auch die Einflüsse der Mikrobiota diskutiert, welche sich aus Millionen verschiedener Spezies aus dem Reich der Bakterien, Archaea und Pilze zusammensetzt. Dabei kommt

der intestinalen Mikrobiota eine besondere Rol