Macbeth in der Forensik
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WERKSTATTBERICHT
Macbeth in der Forensik Franz Triebenecker1 · Stefan Orlob2,3 Eingegangen: 21. August 2020 / Angenommen: 27. August 2020 © Der/die Autor(en) 2020
Zusammenfassung Der psychiatrische Raum kennt viele unterschiedliche Zimmer und Korridore. Es gibt erhebliche Unterschiede zwischen den verschiedensten Kliniken und Institutionen. Eine offene Tagesklinik ist nicht vergleichbar mit dem geschlossenen Maßregelvollzug. Beide nutzen aber bisweilen Methoden, die das Theater bereitstellt. Dabei reicht die Spannbreite von einfachen, improvisierten Rollenspielen bis hin zu professionellen, technisch aufwendigen Inszenierungen vor einem kritisch interessierten Publikum. Zentrale Fragen sind dabei, wie wirkt Theaterspielen, kann es tatsächlich heilen, und wie verhält sich der künstlerische Anspruch zur Therapie? Diese will der nachfolgende Beitrag anhand mehrjähriger praktischer Erfahrungen in einer Maßregelvollzugsklinik aufgreifen.
Schlüsselwörter Theatertherapie · Resozialisierung · Behandlung · Maßregelvollzug
Macbeth in forensics Abstract The psychiatric field has many different rooms and corridors. There are substantial differences between the very different clinics and institutions. An open day clinic is not comparable with a closed forensic commitment institution; however, both occasionally use methods that appropriate drama therapy. This spectrum ranges from simple improvised role playing to professional technically complex theatrical productions in front of a critically interested public. In this context the core questions are how does drama therapy work, can it actually cure and what effects do the artistic requirements have on treatment? These questions are dealt with in this article based on many years of experience in a forensic commitment clinic.
Keywords Drama therapy · Resocialization · Treatment · Forensic commitment
Dem Drama ist die Verkettung von Schuld und Unschuld eingeschrieben. Es lebt „von der Unmöglichkeit, in Unschuld zu leben“. Die Figuren nehmen in unterschiedlichsten Konstellationen Schuld auf sich, und dies wird im Drama exemplarisch verhandelt. Damit zielt es auf kathartische Wirkungen beim Zuschauer. Die Psyche des darstellenden Schauspielers interessiert da kaum. Dr. Stefan Orlob
[email protected] 1
Kreisdiakonisches Werk Stralsund, Kulturkirche St. Jacobi, Jacobiturmstr. 28a, 18439 Stralsund, Deutschland
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Psychiatrische Sachverständigenpraxis, Langenstraße 24a, 18439 Stralsund, Deutschland
3
Universität Greifswald, Greifswald, Deutschland
Ganz anders ist es, wenn innerhalb eines forensischen Settings Theater gespielt wird. Wird in einer forensischen Klinik eine Bühne aufgeschlagen, auf der Patienten spielen, so rücken der Schauspieler und seine therapeutischen Perspektiven in den Fokus. Die Katharsis des Zuschauers tritt hinter die Wirkungen im Spieler zurück. Die Bühne wird zu einem Ort der Arbeit an sich selbst. Im Maßregelvollzug ist dies immer noch etwas Besonderes, auch wenn andere Formen der Kunsttherapie (Orlob et al. 1998) eine lange Tradition
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