Neue Konzepte bei der Abgabe von Arzneimitteln

Der Gesundheitsmarkt ist im Umbruch. Liberalisierung ist das Stichwort. Doch hier geht es nicht um Wasser oder Strom, sondern um ein Gut ganz besonderer Art: Arzneimittel. Manche brauchen sie täglich, andere gelegentlich. Für einige Menschen sind sie lebe

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REPORT


Ralf Däinghaus DocMorris, Heerlen (Niederlande)

Der Gesundheitsmarkt ist im Umbruch. Liberalisierung ist das Stichwort. Doch hier geht es nicht um Wasser oder Strom, sondern um ein Gut ganz besonderer Art: Arzneimittel. Manche brauchen sie täglich, andere gelegentlich. Für einige Menschen sind sie lebensnotwendig, für andere lebenserleichternd oder auch -verschönernd. Fakt ist: Ohne Medikamente geht es nicht. Aus diesem Grund hat sich über die Jahrhunderte das Geschäft mit Pillen und Pasten auf eine ganz besondere Art entwickelt. Die Einkaufspreise werden vom Hersteller festgelegt, die Abgabepreise werden staatlich verordnet. Der Markt für Arzneimittel ist mit keinem anderen vergleichbar. Dennoch: Auch hier ist der Wettbewerb eingezogen – und bringt seit ein paar Jahren Veränderung in das System. Nicht nur die sprichwörtlichen Apothekenpreise geraten ins Wanken, auch das Abgabemonopol der Apotheke wackelt. Das Unternehmen, das immer an vorderster Front für Deregulierungen in diesem Markt eingetreten ist, ist DocMorris. Aus diesem Grund sollen in diesem Beitrag aus der Sicht von DocMorris die Entwicklungen im Apothekenbereich in einer Zwischenbilanz dargestellt werden.

6.1 Apothekenkonzepte 6.1.1 Zahlen, Daten, Fakten: Versandapotheken DocMorris startete mit einer Schlagzeile. „Schluss mit den Apothekenpreisen“ titelte die Financial Times Deutschland am 30. Mai 2000. Wenige Tage später, um genau zu sein, am 8. Juni, stieg DocMorris in einen Markt ein, der seit Jahrzehnten geschützt und mit staatlich verordneten Preisen den Apothekern vor Ort einen nahezu paradiesischen Zustand garantierte: den Arzneimittelmarkt.

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R. Däinghaus

Die Apotheker sind Unternehmer mit garantierten Margen, mit geringem geschäftlichen Risiko – abgesehen von den Momenten, wenn eine Gesundheitsreform ihrer durch und durch planbaren Kalkulation einen Strich durch die Rechnung macht. Einen solchen Strich machte das Angebot von DocMorris, die als erste Versandapotheke europaweit Originalarzneien zu günstigen Preisen in deutsche Haushalte schickte. Der grenzüberschreitende Versand von Arzneimitteln war der Anstoß zu mehr Wettbewerb, mehr Angebot und letztlich auch mehr Qualität. Am 1. Januar 2004 hat die Bundesregierung mit dem „Gesetz zur Modernisierung der gesetzlichen Krankenversicherung“ (GMG) die Zulässigkeit des Arzneiversandes festgeschrieben. Zusätzlich hat das Bundesgesundheitsministerium dann in einer so genannten Länderliste bestätigt, dass der Versandhandel aus den Niederlanden genauso sicher ist wie in Deutschland.75 Fakt ist: Arzneimittelversand und Arzneimittellieferungen sind Normalität geworden. Es gibt die großen Player am Markt, die „Amazons“ unter den Versendern. Dazu zählen nach dem Branchenprimus DocMorris beispielsweise auch Sanicare aus Bad Laer, die Europa Apotheek aus dem niederländischen Venlo oder mycare aus Wittenberg. Es gibt zudem zahlreiche Vor-Ort-Apotheken, die eine Versandlizenz beantragt und bekommen haben und die Arzneimittel ihren Kunden auch nach Hause liefern. Nach Angaben des Berufsverbands Deutsche