"Noch nie breiter getestete Impfstoffe zugelassen"
- PDF / 165,310 Bytes
- 1 Pages / 595.276 x 790.866 pts Page_size
- 66 Downloads / 205 Views
offentwicklung zulasten der Sicherheit? Seybold: Erstens wird die EU nur eine Conditional Marketing Authorization gewähren, also eine vorläufige Zulassung, die davon abhängt, was sich noch ergibt. Zweitens haben wir bisher nie einen Impfstoff zugelassen, der breiter, also an mehr Menschen getestet wurde. 30.000 ist eher die Untergrenze für CoronaImpfstoffe. Der Biontech-Impfstoff ist an 44.000 Menschen erprobt worden. Eine zweimonatige Nachbeobachtungszeit bei 30.000 Patienten macht immerhin 5.000 Patientenjahre. Natürlich sind Langzeitfolgen damit nicht abdeckbar, aber die Wahrscheinlichkeit, dass in 5.000 Patientenjahren gar nichts passiert und alle Probleme später auftreten, ist geringer als in Studien mit weniger Teilnehmern. MMW: Virale Vektoren werden auch in
der Gentherapie eingesetzt. Kann die DNA aus diesen Impfstoffen in das Zellgenom integrieren? Seybold: Nein, das ist nicht zu befürchten. Als Vektoren für Corona-Impfstoffe wer-
Portrait PD Seybold: @ LMU Klinikum
▶ Protein. Die Wirksamkeit von mRNA-
1273 wird mit 94,5% beziffert, auch soll die Vakzine helfen, schwere COVID19-Verläufe zu verhindern. Laut vorliegender Daten ist die Immunantwort auf mRNA-1273 nach der zweiten Injektion mehrere Monate lang nachweisbar [2]. mRNA-Impfstoffe haben generell den Vorteil, dass von ihnen sehr schnell viele Injektionsdosen produziert werden können. Probleme könnte die Logistik bereiten,
den Adenoviren verwendet, d.h. keine Retroviren, sondern DNA-Viren, die mit dem menschlichen Genom gar nichts machen. Ein Problem solcher Impfstoffe ist eher die Vektorimmunität: Wenn schon Kontakt mit diesen Virustypen bestand, kann die Wirksamkeit reduziert sein. MMW: Und wie sieht es bei den mRNAImpfstoffen aus? Seybold: Als Hauptproblem der mRNAImpfstoffe sehe ich, dass viele Leute etwas, das so ähnlich ist wie Gen, mit etwas Gefährlichem assoziieren. Wenn man aber bedenkt, wie mRNA-Impfstoffe funktionieren, dass sie nur im Zytoplasma von wenigen Zellen und nur für kurze Zeit in Protein übersetzt werden, ist diese Angst unbegründet. Ein möglicher Nachteil der mRNA-Impfstoffe ist, dass sie relativ reaktogen sind. Aber die lokalen und systemischen Nebenwirkungen nach der Injektion sind nicht viel anders als bei Shingrix oder Bexsero. Das kann lästig sein, wenn der Arm drei Tage wehtut, aber es ist nicht gefährlich. Hier geht die Reaktogenität aber eben auch mit einer sehr guten Vakzineffektivität einher. Eine Effektivität von 90% und mehr gibt es ganz selten. Ein weiterer Vorteil der mRNA-Impfstoffe ist, dass die Technologie fertig entwickelt war und spezifische Impfstoffe sehr schnell verfügbar gemacht werden konnten.
denn BNT162b2 beispielsweise benötigt eine Lagerungstemperatur von –70 °C. Pfizer hat bereits Lieferkettenprobleme eingeräumt und das Jahresziel 2020 für die Produktion von 100 Millionen Impfdosen auf 50 Millionen gesenkt. Für mRNA-1273 genügen ebenso wie für AZD1222 normale Kühlschranktemperaturen. Alle Aussagen zu den Corona-Vakzinen müssen mit Vorsicht betrachtet werden, denn wichtige Untersuchungen laufen
I
Data Loading...