Orale Antibiotikatherapie in der Praxis
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Zertifizierte Fortbildung
Wichtige Aspekte für die Routineversorgung
Orale Antibiotikatherapie in der Praxis Johannes Bogner, Julia Roider, Marianne Abele-Horn
Kenntnisse über Infektionserreger, deren Resistenzen und geeignete Antibiotika sind wichtig, um die antibiotische Therapie gezielt auf richtige Indikationen zu lenken. Es gilt, Antibiotikagaben bei Virusinfekten, vor allem solchen des Respirationstrakts, zu vermeiden. In der Praxis ist es allerdings eine tägliche Herausforderung, zwischen viralen und bakteriellen Infekten zu differenzieren. Entscheidet man sich auf Basis von Klinik und Laborparametern für den Einsatz eines Antibiotikums, sind die leitliniengerechte Dosierung und Dauer der Therapie essenziell.
F
ür die antibiotische Therapie wird immer wieder gefordert, sie möge „rational“ sein. Der Begriff hat seine Wurzel im Begriff „Ratio“ = Vernunft, Verstand, Berechnung. Insofern ist der Begriff „rationale Antibiotikatherapie“ auch gleich Programm: Die Therapie soll mit Vernunft und Verstand durchgeführt werden und auf der Kalkulation bekannter Variablen wie lokaler Resistenzlage und Evidenz aus Studien beruhen. Dennoch sind uns allen in der Praxis Fallstricke gelegt, die diese Ziele manchmal durchkreuzen. Dazu gehören Antibiotikaeigenschaften, aber auch Erwartungshaltungen von Patienten und Angehörigen.
Fall-Vignette Ein 47-jähriger Prokurist (Nichtraucher) kommt im April in die Praxis wegen Schnupfen, trockenem Husten und Heiserkeit. Er fühlt sich seit zwei Tagen krank und hat das Problem, dass er am Folgetag auf Geschäftsreise gehen soll. Eine Fieber-
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messung hat er mangels Thermometer selbst nicht vorgenommen. Um möglichst schnell wieder fit zu sein und die Reise nicht absagen zu müssen, verlangt er nach einer antibiotischen Therapie. Die Umgebungsanamnese ergibt, dass im Büro auch andere Kollegen aktuell an respiratorischen Infekten leiden und der Krankenstand relativ hoch ist. Sie nehmen sich Zeit für eine Untersuchung. Die Vitalparameter sind: Puls 94/min, Blutdruck 138/92 mmHg, Atemfrequenz 15/Minute (O2-Sättigung in der Praxis bei Raumluft gemessen 98 %), Temperatur (im Ohr) 38,2° C. Der Patient ist offensichtlich voll orientiert. Die Racheninspektion zeigt eine Rötung und die Auskultation der Lunge vereinzelt Giemen und Brummen, jedoch keine Rasselgeräusche. Sie denken über die Möglichkeit einer antibiotischen Therapie nach und führen einen CRP-Schnelltest durch, der semiquantitativ anzeigt, dass das Ergebnis unter 30 mg/l liegt. Der Patient bleibt bei seiner Forderung nach einer rasch wirksamen Antibiotikatherapie. HNO-NACHRICHTEN 2020; 50 (5)
Unterscheidung zwischen bakteriellen und viralen Infekten Die tägliche Schwierigkeit, die bakteriellen und damit antibiotikasensiblen Krankheiten zu erkennen, war Gegenstand eines eigenen Artikels in der MMW Anfang 2019 [1]. Dort heißt es: „Ein häufiges Missverständnis betrifft die Aussagefähigkeit der Sekretfarbe. Aus der Tatsache, dass gelbes oder sogar grünes respiratorisches Sekret (Nasenschleim, Rachensekret, Sputum) vorliegt, kann k
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