Organisiertes Darmkrebsscreening: Vom Start weg holprig

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ganisiertes Darmkrebsscreening: Vom Start weg holprig Kommentar --  Autor: B. Birkner

Die Ausgestaltung des Darmkrebsscreenings hat massive konzeptionelle Schwächen. Die für den Erfolg notwendige Teilnahmerate von mindestens 60% lässt sich damit nicht erreichen. Dr. Berndt Birkner, Vizepräsident des Netzwerk gegen Darmkrebs e.V. kommentiert.

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MMW Fortschr Med. 2020; 162 (18)

Zahl an falsch positiven Ergebnissen, sodass sich die getesteten Personen unter Umständen unnötig einer Koloskopie unterziehen. Es ist müßig darauf hinzuweisen, dass sich der G-BA bei der Ausgestaltung des organisierten Darmkrebs­ screenings am Modell in den Niederlanden hätte ori­ entieren können. Dieses ist wissenschaftlich gut fun­ diert, zentral organisiert, es gibt einen einzigen Test, den die Teilnehmer mit der Post nach Hause ge­ schickt bekommen, sie können ihn ebenfalls per Post ans Labor schicken und erhalten von dort das Ergeb­ nis. So einfach kann es gehen.

Neue Technologien für bessere Vorsorge Zur Erinnerung: Damit ein Krebsfrüherkennungs­ programm effizient ist, müssen mindestens 60% der Anspruchsberechtigten teilnehmen. In den Nieder­ landen werden seit Jahren Raten über 70% erreicht, in Deutschland zwischen 10 und 15%. Und es ist nicht davon auszugehen, dass unser derzeitiges Pro­ gramm daran viel ändern wird. Der Netzwerk gegen Darmkrebs e. V. wird daher weiter auf Änderungen drängen, um auch in Deutschland noch zu einer guten Lösung für das Darmkrebsscreening zu kommen. Darüber hinaus setzt sich der Verein dafür ein, über den Einsatz in­ novativer Technologien nachzudenken und sie im Rahmen von Pilotprojekten zu testen. Als Beispiel sei an dieser Stelle ein Stuhltest genannt, den Pro­ banden in Kombination mit einer App selbst auswer­ ten können. Ärzte und Krankenkassen sollten in einen intensiven Austausch treten, um solche inno­ vativen Verfahren zu etablieren. Sie erleichtern den Menschen damit die Krebsvorsorge und können die Dienstleister im Gesundheitssystem erheblich ent­ lasten – nicht nur in Zeiten der Corona-Pandemie ein wichtiges Kriterium. ■  Quelle: https://www.kbv.de/html/1150_40992.php

Dr. Berndt Birkner, München

Dr. Birkner © Felix Burda Stiftung

In Deutschland nehmen nur zwischen 10 und 15% der Anspruchsberechtigten am Krebsfrüherkennungsprogramm teil.

Seit April 2019 gibt es in Deutschland das organi­ sierte Darmkrebsscreening. Oder sollte man besser das „desorganisierte“ sagen? Der Begriff liegt nahe, wenn man sich die Ausgestaltung des Programms näher ansieht. Die Probleme begannen schon beim Versand der Einladungen. Anders als bei der Brustkrebsfrüher­ kennung erfolgt er dezentral, mit der Folge, dass die ersten Einladungen nicht wie vorgesehen ab 1. Juli an die Versicherten gingen, sondern erst ab Herbst 2019. Ein geringer Zeitverlust, angesichts der Verspä­ tung, mit der das Programm vom G-BA auf den Weg gebracht wurde. Schwerer wiegen andere Schwach­ stellen, allen voran das Einladungsverfahren. In seiner jetzigen Form wirft es Versicherten eher Knüppel zwischen die Beine, als dass es sie zu