Partizipative Entscheidungsfindung bei der Harnableitung

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REPORT


Fortbildung

Die „richtige” Therapie lässt sich nur im Gespräch zwischen Arzt und Patient eruieren.

Radikale Zystektomie

Partizipative Entscheidungsfindung bei der Harnableitung Maximilian Kriegmair

Die Wahl der Methode zur Harnableitung nach radikaler Zystektomie ist eine präferenzsensitive Entscheidung. Gerade in solchen Fällen ist es wichtig, das weitere Vorgehen mit dem Patienten gemeinsam im Rahmen einer partizipativen Entscheidungsfindung festzulegen.

D

ie vom Großteil aller Patienten bevorzugte Herangehensweise an medizinische Entscheidungen ist es, Behandlungsentscheidungen gemeinsam mit dem Arzt zu treffen. Darum steht die partizipative Entscheidungsfindung im Mittelpunkt der modernen Arzt-Patienten-Beziehung. Richtig umgesetzt hat sie diverse positive ­Effekte wie höhere Lebensqualität und weniger Angst, aber auch bessere physische Gesundheit und geringere Behandlungskosten [1]. Die Bedeutung der partizipativen Entscheidungsfindung kommt insbesondere bei präferenzsensitiven Entscheidungen zum Tragen. Im Gegensatz zu effektiven Entscheidungen, bei denen die medizinische Evidenz oder die Natur der Sache

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eine klare Richtung vorgibt, gibt es hier keine eindeutige „beste Strategie“ [2].

Die „richtige“ Harnableitung: eine präferenzsensitive Entscheidung Die Wahl der Harnableitung nach radikaler Zystektomie ist ein Paradebeispiel für eine präferenzsensitive Entscheidung. Eine eindeutige Entscheidung zu einer bestimmten Harnableitung auf Basis klinischer Parameter kann nur bei ­einem geringen Teil der Patienten getroffen werden. Beim Großteil der Patienten muss zwischen Nutzen und Risiko abgewogen werden. Das ist für Patient und Arzt eine Herausforderung – insbesondere, da prospektiv kontrollierte Daten zur Frage der „besten Harnableitung“ nicht vorliegen (können) [3].

Im Jahr 2018 bekamen in Deutschland 19,3 % aller Patienten eine kontinente orthotope Harnableitung (Neoblase) und 5,6 % einen kontinenten kutanen Pouch. Der überwiegende Anteil der Patienten (56,4 %) entschied sich für das (Ileum-) Conduit und 18,2 % für die Harnleiterhautfistel. Eine interne Harnableitung über den Darm (meist Ureterosigmoidostomie) wurde bei 0,6 % der Patienten (Abb. 1) vorgenommen [4]. Zu den Faktoren, die in dem Entscheidungsprozess der Harnableitung berücksichtigt werden, zählen Tumorstadium und Lokalisation, Nebenerkrankungen und Vorbehandlungen, der kognitive Status und das soziale Umfeld sowie Erwartungen, Ängste und Wünsche des Patienten, das operative Risiko und die postoperative Lebensqualität betreffend. Medizinische Einflussfaktoren müssen vom Arzt kritisch geprüft und deren Bedeutung klar kommuniziert werden. Bei den psychosozialen Faktoren gilt es, den Patienten zu befähigen, seine individuelle SituaURO-NEWS  2020; 24 (10)

tion und seine Präferenzen zu überdenken und klar zu kommunizieren [3, 5].

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74,5 %

kontinente Harnableitung

inkontinente Harnableitung

60 Prozent der Patienten

56,3

40

19,3

20

18,2 5,6

0,6

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