Politikbegriffe der modernen Soziologie Eine Kritik der Systemth
Der Gegenstand der Soziologie ist das Politische, auch außerhalb ihres eigens dafür vorgesehenen Ressorts, der politischen Soziologie. Und die Soziologie ist eine politische Wissenschaft auch da, wo sie selber nichts davon zu wissen scheint oder wo sie es
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Karlheinz Messelken Politikbegriffe der modernen Soziologie Eine Kritik der Systemtheorie und Konflikttheorie begründet aus ihren Implikationen für die gesellschaftliche Praxis
Westdeutscher Verlag Köln und Opladen 1968
ISBN 978-3-663-00929-0 ISBN 978-3-663-02842-0 (eBook) DOI 10.1007/978-3-663-02842-0 06 Verlags-Nr.044502 © 1968 by Westdeutscher Verlag GmbH, Ki:iln und Opladen Gesamtherstellung: Graphische Konzeption des Reihentitels: Hanswerner Klein, Opladen
Vorwort
Der Gegenstand der Soziologie ist das Politische, auch außerhalb ihres eigens dafür vorgesehenen Ressorts, der politischen Soziologie. Und die Soziologie ist eine politische Wissenschaft auch da, wo sie selber nichts davon zu wissen scheint oder wo sie es ausdrücklich abstreitet. Sie verändert Gesellschaft, indem sie verborgene gesellschaftliche Funktionsmechanismen ins kollektive Bewußtsein hebt. Die Wirkungsweise solcher Mechanismen wird aber als bekanntgemachte eine andere, weil das soziale Handeln sich anders darauf einstellt. Daher muß die Soziologie, die sie bekannt gibt, selber als soziales Subjekt, muß ihre wissenschaftliche Arbeit als eine den gesellschaftlichen Prozeß mit-determinierende Kraft verstanden werden. Ihre determinative Funktion reguliert die Soziologie dabei in regulativen Ideen, die sie jedoch (vielleicht um sich angesichts des Prestiges der exakten Wissenschaften besser als diesen gleichgeartet empfehlen zu können) zu verdrängen neigt. Aber wenn sie auch durchaus unartikuliert im Hintergrund bleiben, bestimmen sie doch das Licht, das auf die im Vordergrund stehenden Gegenstände fällt. Die vorliegende Untersuchung rückt die regulativen Ideen der gegenwärtig am meisten diskutierten Versuche ins Licht, den gesellschaftlichen Zusammenhang in seinen tragenden Strukturen zu erfassen: die Versuche der Systemtheorie in der Fassung von Talcott Parsons und der Konflikttheorie in der Fassung von Ralf Dahrendorf. Im Plan der Untersuchung liegt dabei, durch Manifestation der latenten Politikbegriffe der beiden Theorien einen möglichst direkten und möglichst zentralen Zugang zur praxeologischen Selbstbestimmung der gegenwärtigen Soziologie zu eröffnen. Der Plan baut sich also auf der Hypothese auf, daß die Explikation des in einer soziologischen Theorie angelegten Politikverständnisses besonders gut die Richtung hervortreten und verständlich werden läßt, in die der analytische Blick geht und in der die praktischen Funktionen gesehen werden.
Es ist nicht zu übersehen, daß von den beiden hier untersuchten Soziologien die eine, die im Titel dieser Arbeit als Systemtheorie figuriert und in der Literatur unter wechselnden Namen auftritt (strukturell- funktionale Theorie, Integrationstheorie) , sozusagen herrschende Lehre ist, während sich die andere, als Konflikttheorie bekannte, zumeist auf korrektiven Geltungsanspruch beschränkt. In dieser Statusdifferenz drückt sich zweifellos das Bewußtsein aus, daß die Konflikttheorie als Versuch zur Erklärung der tragenden Strukturen des gesellschaftlichen Zusammenhangs sowohl weniger fundamental b