Psychoonkologie in der Dermatologie
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Taube Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Venerologie, MartinLuther-UniversitätHalle-Wittenberg, Halle (Saale)
Psychoonkologie in der Dermatologie Psychoonkologie ist eine Disziplin, die noch in den Kinderschuhen steckt. Einige Teilgebiete sind schon länger sowohl Gegenstand wissenschaftlicher Forschungen als auch Bestandteil praktischer Medizin. Dazu gehört beispielsweise die Betreuung von Patienten mit Brustkrebs oder Darmkrebs. Dagegen liegen zu Fragen der Psychoonkologie in der Dermatologie bisher noch wenige Untersuchungen und Empfehlungen vor. Im Folgenden soll herausgearbeitet werden, welche Zusammenhänge zwischen Psyche und Tumoren bekannt sind, welche komplementären onkologischen Verfahren geprüft sind und welche Art der Betreuung von onkologischen Patienten sinnvoll ist. Schließlich soll auf die besondere Situation onkologischer Patienten in der Dermatologie eingegangen werden. Hier stellt sich die Frage: Liegt tatsächlich eine (Haut-)Krebserkrankung vor oder bestehen Angststörungen oder gar eine Krebsphobie. Den Abschluss bilden Empfehlungen für die dermatologische Praxis, wie im konkreten Fall mit Tumorpatienten in der Praxis umgegangen werden kann und welche psychoonkologischen Behandlungen zur Verfügung stehen.
Zusammenhänge zwischen Psyche und Malignomen Die Betrachtung bezieht sich auf eine Metaanalyse von über 200 wissenschaftlichen Studien aus dem Jahr 2005, die als Monografie vorliegt [10]. Zunächst stellt sich die Frage, ob Krebserkrankungen durch psychische und/oder soziale Einflüsse ausgelöst, unterhalten
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Der Hautarzt 6 · 2013
oder gefördert werden können. Spekulationen darüber sind in der Bevölkerung sehr verbreitet. Besonders ist die Vorstellung verbreitet, ein Mensch, der in besonderer Weise Schuld oder „Sünden“ auf sich geladen hat, müsse danach dafür bezahlen oder müsse dafür mit einer göttlichen Strafe rechnen. Das Kausalitätsbedürfnis des Menschen ist Anlass dafür, rückblickend an auslösende schlimme Ereignisse oder Erlebnisse zu denken, an traumatisierende Lebensereignisse. Bei Befragungen von Tumorpatienten zeigte sich, dass es sich wahrscheinlich weniger um schwerwiegende Lebensereignisse handelt als vielmehr darum, dass diese Belastungen zu einer Selbstanklage oder einer schuldhaften Verarbeitung geführt haben [8]. Daraus ergibt sich die Frage, ob es so etwas wie eine „Krebspersönlichkeit“ gibt. Bei retrospektiven Studien über dieses Thema besteht die Gefahr, dass die Tumorpatienten Einschätzungen zu Lebensereignissen aus der Sicht des persönlich Betroffenen abgeben. Bei prospektiven Untersuchungen müsste über Jahre bis Jahrzehnte eine komplexe Situation an Lebensumständen bei einer gewaltigen Stichprobe erhoben und analysiert werden. D Die Entstehung eines Tumors
oder einer Krebserkrankung ist meist multifaktoriell. Bei einer genetischen Genese (Tumorfamilien, beispielsweise Brustkrebserkrankungen) erscheint es noch einleuchtend, bei anderen Lebensumständen (Rauchen, Alkohol, Drogen, psychischer Stress, Fehlernährungen, fehlende Bewegung) sind die Zusammenhänge
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