Beziehungen in Zeiten des Onlinedatings
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Die Wahlmöglichkeiten beim Onlinedating führen zu einer Überforderung der Suchenden, denen es zunehmend schwerfällt, sich auf ein Liebesobjekt festzulegen.
Sexualität 4.0 – Teil 1
Beziehungen in Zeiten des Onlinedatings Nathalie Eleyth
Die Digitalisierung beeinflusst zunehmend auch den intimen Lebensbereich von Menschen. Beziehungen und Sexualität werden vielfach mithilfe internetbasierter Kommunikation initiiert respektive gelebt. Sexualbezogene Aktivitäten im digitalen Raum sollten auch Gegenstand der frauenärztlich-sexualmedizinischen R eflexion sein, da Gynäkologinnen und Gynäkologen als Experten für Sexualität in ihrer Beziehungs- und Lustdimension konsultiert werden.
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ie Nutzung des Internets zur Partner- oder erotischen Kontaktsuche ist weit verbreitet. Mithilfe digitaler Medientechnologien gestalten Menschen ihre sexualbezogene Kommunikation und leben partnerschaftliche wie Solo-Sexualität aus, zum
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Beispiel mit Pornografie, Cybersex oder Webcamsex. Massenmedien mit sexuellen und pornografischen Inhalten und Darstellungen erweitern erotisches Erleben beziehungsweise Erregungsmöglichkeiten und verändern dabei gleichzeitig gesellschaftlich akzeptierte For-
men des individuellen Sexuallebens. Internet und digitale Medien müssen folglich als virtueller Lern- und Erfahrungsraum für Sexualität verstanden werden. In der öffentlichen wie in der Fachdiskussion sind verschiedene Narrative hinsichtlich des Einflusses digitaler Medien auf die Beziehungs- und Sexualkultur wahrzunehmen: Auf der einen Seite kritisieren kulturpessimistische Stimmen eine tiefgreifende Veränderung der sexuellen Kultur durch Hypersexualisierung, Bindungsunfähigkeit und emotionaler Abnutzung. Auf der anderen Seite erkennen Fortschrittsoptimisten Freiheitsgewinne im Empowerment für marginalisierte sexuelle Minderheiten, gynäkologie + geburtshilfe 2020; 25 (5)
diversifizierte Formen des sexuellen Begehrens oder im Ausbruch aus tradierten Geschlechter- und Sexualnormen durch die Digitalisierung. Dritte verweisen auf die ambivalenten Einflüsse digitaler Technologien, die gleichzeitig Chancen wie Gefährdungen hervorrufen können im Hinblick auf Beziehungsund Sexualbiografien. Auch können neue Medien nicht alleine für den Wandel der Beziehungs- und Sexualkultur verantwortlich gemacht werden, sondern verstärken bereits existierende gesellschaftliche Dynamiken und Prozesse wie Individualisierung, Technisierung, Liberalisierung, Globalisierung und Kommerzialisierung [1, 2].
tionsstörungen vermehrt soziokulturellen wie ethischen Perspektiven der Sexualität zu widmen. Damit können die Anliegen von Patientinnen sprachfähig und adäquat eingeordnet werden und eventuell auch korrektiv bearbeitet werden. Diese Einblicke zeigen, welche Formen der Sexualität aktuell im medienund sozialwissenschaftlichen und insbesondere ethischen Diskurs forschungskritisch verhandelt werden und möchten für Chancen wie Grenzen beziehungsweise Risiken der durch die Digitalisierung angestoß
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