Brain Days 2009

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REPORT


F. Böhmer1

Blasenschwäche und Harninkontinenz im Alter Definition des Gesundheitsproblems Die mangelnde Fähigkeit, den Blasen und/oder Darminhalt sicher zu speichern und selbst zu bestimmen, wann und wo er entleert werden soll, wird Inkontinenz genannt. Ungewollter Urinverlust oder Stuhlabgang sind die Folgen. Kontinenz dagegen ist die Fähigkeit, willkürlich zu passender Zeit an einem geeigneten Ort die Blase oder den Darm zu entleeren. Kontinenz beinhaltet auch die Fähigkeit, Bedürfnisse zu kommunizieren, um Hilfestellung zu erlangen. Die Prävalenz von Kontinenzproblemen nimmt mit steigendem Alter zu; bei den „jüngeren Alten“ überwiegt die Häufigkeit des Auftretens bei den Frauen, ab dem 80. Lebensjahr ist das Vorkommen bei Männern und Frauen annähernd gleich und betrifft zwischen 25 und 30 Prozent der zu Hause lebenden Bevölkerung. Bei Pflegeheimbewohnern nimmt die Häufigkeit der Inkontinenz enorm zu und wird mit 50 bis 70 Prozent angegeben. Ein besonderes Problem stellt das oft gleichzeitige Vorhandensein von Demenz und Inkontinenz dar, die als „ geriatrische Geschwister“ auftreten und trotz ihrer numerischen Bedeutung noch immer ein Tabuthema in vielen Arztpraxen darstellen. Die Ursachen für eine Harninkontinenz sind vielfältig und komplex, das Alter per se ist nie alleinige Ursache. Häufig sind physiologische Altersveränderungen und Erkrankungen des zentralen und peripheren Nervensystems Ursache für ein Nachlassen der kortikalen Kontrolle der Harnblase. Anatomische Umbauvorgänge des weiblichen und männlichen Genitale stören die Speicher – und Entleerungsfunktion des Harntraktes, weiters haben Multimorbiditäten (Diab. mell., Morbus Parkinson, Schlaganfall, Demenz ) usw. und die damit verbundene Multimedikation erhebliche Folgen für die Kontinenzlage. Besondere Bedeutung für den klinischen Alltag hat die Unterscheidung zwischen einer temporären und einer dauernden Inkontinenz. Akute Inkontinenzsymptome, die sich direkt auf akute Krankheitsbilder oder 1

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Prof. Dr. Franz Böhmer, Ehrenspräsident der österreichischen Gesellschaft für Geriatrie und Gerontologie, Wien

1-2/2009

D I A P P E R S

elirium (akuter Verwirrtheitszustand) nfektion trophe Uretritis, Vaginitis harmazeutika syche (z.B. Depression) xzessive Urinproduktion estringierte Mobilität tuhlgangsprobleme

iatrogene Probleme ( Pharmakotherapie) beziehen, können durch gezielte Behandlung der zugrunde liegenden Krankheit bzw. durch Veränderung der Medikation beherrscht werden. Bereits 1984 hat Resnick ein Merkwort (DIAPPERS) für die Ursachen einer temporären Harninkontinenz vorgestellt. Das Erkennen und Behandeln dieser Ursachen hat erhebliche klinische Relevanz, weil damit häufig eine Kontinenz erreicht werden kann. Im Gegensatz dazu bedarf eine permanente Inkontinenz, die nicht direkt einem akuten Krankheitsbild bzw. bestimmter Medikation zuzuordnen ist und über längere Zeit besteht, einer entsprechenden, konsequenten Diagnostik. Von den prinzipiell unterscheidbaren Inkontinenzformen wie: ■ ■ Belastungsinkontinenz – Urinverlust in Situationen erhöh