Geriatrisches Assessment leitliniengerecht gestalten
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Medizinische Diagnostik
Geriatrisches Assessment leitliniengerecht gestalten Dr. med. Sonja Krupp1
Das geriatrische Assessment ist ein umfassender und interprofessioneller diagnostischer Prozess. Dieser beinhaltet neben einer gründlichen Anamnese die klinische Untersuchung und verschiedene Testverfahren. Er umfasst die Identifikation von gesundheitlichen Ressourcen und Problemen des älteren Menschen mit Fokussierung auf jene Bereiche, die für seine Lebensqualität – insbesondere seine Selbstständigkeit – am relevantesten sind. Sie planen, an Ihrer Klinik oder in Ihrer Praxis das geriatrische Assessment einzuführen? Dieser Artikel gibt Ihnen einen Überblick über die unterschiedlichen Testverfahren und deren Einsatz.
G
eriatrische Patientinnen und Patienten sind oft in ihrer körperlichen und geistigen Funktionalität eingeschränkt. Zur Identifizierung der wesentlichen Faktoren, die bei der Therapie berücksichtigt werden müssen, um die Patienten in der Verbesserung und Erhaltung ihrer Lebensqualität zu unterstützen, braucht es einen mehrdimensionalen Ansatz. Das geriatrische Assessment soll eine solche, individuell auf die Patienten abgestimmte Therapieplanung ermöglichen. Die S1-Leitlinie „Geriatrisches Assessment der Stufe 2“ [1], in der das gerGeriatrie-Report 2020; 15 (4)
iatrische Basisassessment beschrieben wird, richtet sich dabei an „in spezifisch geriatrischen Versorgungsstrukturen tätige, für das Assessment verantwortliche Ärztinnen und Ärzte und Mitglieder des geriatrischen Teams“. Sie kann aber natürlich auch Anderen, die mehr als ein multidimensionales Screening zur Identifikation geriatrischer Patienten – also ein geriatrisches Assessment der Stufe 1 – planen, Orientierung bieten. 1
Forschungsgruppe Geriatrie Lübeck, Krankenhaus Rotes Kreuz
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Identifikation therapierelevant betroffener Dimensionen Das Assessment der Stufe 2a dient der Identifikation therapierelevant betroffener Dimensionen (auch Domänen genannt). Die Identifikation dieser Dimensionen sollte bei stationär geri atrisch behandelten Patienten und Patientinnen stets auf nahmenah erfolgen. Bei Hinweisen auf eine Beeinträchtigung mit möglicher therapeutischer Konsequenz – ob aufgrund von Assessmentinstrumenten der Stufe 2a oder sonstigen anamnestischen oder klinischen Hinweisen – ist ein Assessment der Stufe 2b erforderlich, um für die Verlaufsbeobachtung wichtige Informationen über die Ausprägung der Beeinträchtigung zu erhalten. Alternativ kann zeitnah direkt ein Assessment der Stufe 3 in Form einer vertiefenden Abklärung, z. B. eine neuropsychologische Untersuchung, erfolgen. Die Arbeitsgruppe Geriatrisches Assessment hat im Jahr 1995 neun Instrumente für die Beurteilung von fünf Dimensio nen empfohlen [2]. Die 2019 veröffentlichte S1-Leitlinie stellt nun über 50 Instrumente gegliedert in acht Dimensionen (Tab. 1) in ihren Charakteristika (Tab. 2) vor. Hinzugekommen sind z. B. Instrumente zur Delirerfassung, die insbeson
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