In der Menschen- und Papageien-Sprechstunde
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GESCHICHTEN AUS DER PRAXIS
Was MMW-Leser erleben
In der Menschen- und Papageien-Sprechstunde
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Da flattert die Versichertenpauschale dahin
„Korax, Polly will einen Keks! Aber bitte einen mit Antimykotika!“
re und Ausmaß der Pilzinfektion aufgrund der potenziell schweren Nebenwirkungen von oralem Terbinafin wie Lebertoxizität, toxischer epidermaler Nekrolyse oder Agranulozytose prinzipiell zum Dermatologen überweisen, um zumindest die Indikation einer oralen Therapie zu prüfen. So fragte ich die Patientin, welche Körperstellen betroffen seien, wie ausgeprägt, wie lange die Pilz infektion bereits bestehe – und vor allem, ob ich die betroffene Haut anschauen dürfte. Die Patientin antwortete rasch, sie hätte gar keine Pilzinfektion. Die Terbinafin-Tabletten bräuchte sie für ihren Papagei, der seit 15 Jahren an einer Lungenaspergillose erkrankt sei! Die Tierärztin, so erklärte meine Patientin, würde zwei Tabletten Terbinafin in Wasser lösen. Diese Suspension bekäme der Vogel zum Trinken bzw. auf sein seine Futter gesprüht. Nun sei die Tierärztin momentan leider im Urlaub. Die Patientin wollte aber nicht, das die Therapie ihres Vogels deshalb abgebrochen würde. Außerdem, so gab sie noch zu bedenken, würde sie für die Terbinafin-Wasser-Suspension inklusive Beratung 100 Euro bezahlen, während eine N2-Packung mit 28 Tabletten nur 15 Euro koste. Mit Mühe versuchte ich mein Lachen zu unter drücken, während ich die Patientin verabschiedete, natürlich ohne das Privatrezept.
Dr. Arian Emiri, Swisttal
Wo die moderne Telemedizin an ihre Grenzen stößt Es war Ende März 2020. Ganz Deutschland blieb zu Hause, um die Verbreitung von SARS-CoV-2 zu verlangsamen. Ich wurde von einer befreundeten, weit entfernt lebenden Familie angerufen: Die dreijährige Tochter war beim Toben mit dem Kopf an der Tischecke gelandet und hatte sich eine Platzwunde zugezogen. Durch Kompression mit Küchentüchern
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MMW Fortschr Med. 2020; 162 (16)
war die Blutung rasch zum Stillstand gekommen. Die Kleine war zu keinem Zeitpunkt bewusstlos gewesen. Über Videotelefonie ließ ich mir die Wunde zeigen. Da ich sicher beurteilen konnte, dass sie klein und oberflächlich war, bot ich an, die Eltern durch die Wundversorgung zu lotsen: Wunde reinigen, ein paar Haare entfernen, ein vor-
handenes Klammerpflaster aufkleben. Dies ist den Eltern jedoch nicht geheuer, und sie entscheiden sich trotz der massiven Einschränkungen des öffentlichen Lebens, eine Notfallpraxis aufzusuchen – wo genau die genannte Schritte durchgeführt werden. So erfährt die moderne Telemedizin ihre Grenzen! Dr. Michaela Krämer, Bayreuth
© amriphoto / Getty Images / iStock (Symbolbild mit Fotomodellen)
Heitere, ärgerliche und oft auch seltsame Erlebnisse prägen den ärztlichen Alltag. Schicken Sie uns Ihre Geschichten an: cornelius.heyer@ springer.com
Eine Patientin, die als DMP-Teilnehmerin meistens mit regulärem Termin zu mir kommt und die ich als sehr gesundheitsbewusst und zuverlässig erlebe, kam in
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