Intratympanale Applikation von Medikamenten

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REPORT


Viel Wirkstoff, wenig systemische Nebenwirkungen

Intratympanale Applikation von Medikamenten Robert Gürkov, Martin Holzer

Um das Innenohr mit Medikamenten zu erreichen, stehen drei Wege zur Auswahl: oral, intravenös und intratympanal. Mithilfe der intratym­ panalen Gabe ist in vielen Fällen eine höhere Wirkstoffkonzentration im Innenohr zu erreichen, systemische Nebenwirkungen werden ­vermieden. Dadurch gewinnt diese Route immer mehr an Bedeutung und Beliebtheit. In der klinischen Praxis durchgesetzt hat sich die ­Applikationsform bei Hörsturz und der hydropischen Ohrerkrankung.

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ereits 1956 hat Schuknecht die in­ tratympanale Therapie der hydro­ pischen Ohrerkrankung (Meni­ ère) mit Aminoglykosiden eingeführt [1]. Einige Jahre zuvor wurde aus Deutschland über Therapieversuche mit Lokalanästhetika berichtet [2]. Heute sind circa 1.000 wissenschaftliche Pu­ blikationen zur lokalen Innenohrthera­ pie bekannt [3]. Das Innenohr stellt eine streng regu­ lierte Umgebung dar, in der die ein- und austretenden Substanzen und Flüssig­ keiten hochkomplex kontrolliert wer­ den. Eine medikamentöse Therapie der Sinnesorgane des Innenohres benötigt Zugang zu den Innenohrflüssigkeiten, Peri- oder Endolymphe, welche die Sin­ nesorgane umgeben. Der Zugang über das Gefäßsystem wird durch die BlutLabyrinth-Schranke limitiert. Diese ist noch undurchlässiger als die Blut-Li­ quor-Schranke und beschränkt die Dif­ fusion von Wirkstoffen auf ca. 4–7 % der Plasmakonzentration [4]. Intratympa­ nale Therapien, bei denen die Substan­ zen lokal verabreicht werden, liefern hier eine wertvolle Alternative. Aus der Paukenhöhle gelangt hierbei der Wirk­ stoff über das runde Fenster, über das ovale Fenster und teilweise auch durch den Knochen der otischen Kapsel in die Perilymphe.

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Traditionell wurde das runde Fenster als die hauptsächliche Route in das In­ nenohr angenommen, stellt es doch ana­ tomisch die offenkundigste und schein­ bar „durchlässigste“ Verbindung dar. Die Rundfenstermembran besteht aus drei Schichten [5]: Das äußere Epithel auf der Paukenhöhlenseite ist aus einschichtigen kubischen Zellen aufgebaut, welche durch „tight junctions“ miteinander ver­ bunden sind. Die mittlere Bindegewebs­ schicht besteht aus Kollagen und elasti­ schen Fasern sowie Fibroblasten, Blutund Lymphgefäßen. Die innere Schicht auf Seite der Scala tympani setzt sich aus Plattenepithelzellen zusammen, welche über „tight junctions“ und „gap junc­ tions“ miteinander verbunden sind. Die­ se Schicht weist aber auch Lücken auf, welche teilweise einen direkten Kontakt zwischen der Bindegewebsschicht und der Perilymphe zulassen. Das ovale Fenster ist hingegen nicht sichtbar „offen“, sondern mit der Fuß­ platte des Steigbügels bedeckt. Daher wurde es über lange Zeit nicht als poten­ zielle Eintrittsroute beachtet und nur sehr spärlich untersucht. Der Stapes ist am Rand des ovalen Fensters über das Ligamentum anulare befestigt, ein Netz­ werk aus elastischen und kollagenen Fa­ sern. Ein Schleimhautepithel bedeckt die Mittelohrseite, ähnlich dem runden

Fenster.