Mobbing

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W. Schneider, Rostock B. Strauß, Jena

Tanja Braungardt · Matthias Vogel · Julia Schmiedeberg · Wolfgang Schneider Klinik und Poliklinik für Psychosomatik und Psychotherapeutische Medizin, Zentrum für Nervenheilkunde, Universitätsmedizin Rostock

Mobbing Inflation eines Begriffs vs. traurige Realität

Das Phänomen Mobbing ist sicherlich nicht neu. Die wissenschaftliche Auseinandersetzung damit steht allerdings so sehr am Anfang, dass es noch keine klare theoretische und empirische Fundierung des MobbingKonzepts gibt. Bereits bei der Definition von Mobbing herrscht Uneinigkeit in der wissenschaftlichen Forschung, woraus sich auch die Schwierigkeit der validen Erfassung ergibt.

Begriffsbestimmung Bereits bei der etymologischen Betrachtung des Begriffs wird deutlich, dass es sich bei dem Phänomen Mobbing offensichtlich um soziale Prozesse handelt. Seinen Ursprung hat der Begriff Mobbing vermutlich im Lateinischen „mobile vulgus“; dies bedeutet so viel wie „aufgewiegelte Volksmenge“ (Kluge 2011). Die Verkürzung dessen findet sich heute in dem englischen Substantiv „the mob“ und dem englischen Verb „to mob“. „The mob“ wird mit „der Pöbel, die Horde“ übersetzt; „to mob“ bedeutet „jemanden angreifen, anpöbeln, bedrängen“. Bereits Lorenz (1968) verwendete den Begriff Mobbing; er beschrieb damit einen Gruppenangriff von schwächeren Tieren, zumeist Vögeln, auf einen stärkeren Eindringling, um in der Gemeinschaft gegen überlegene Angreifer zu bestehen. Wer den Begriff auf menschliches Sozialverhalten übertrug, ist strittig. Mehrheitlich wird dies dem schwedischen Arzt Heinemann zugeschrieben, der in den 60er und 70er Jahren des 20. Jh.s Studien über das schikanöse Gruppenverhalten von Schülern auf dem Schulhof durchführte (u. a.

Leymann 1995; Niedl 1995; Neuberger 1999). Roth (2002) geht davon aus, dass der Mainzer Mediziner, Psychotherapeut und Paläoanthropologe Rudolf Bilz, der den Begriff in seiner heutigen Bedeutung 1971 in der Zeitschrift Deutsches Ärzteblatt veröffentlichte, diesen erstmals auf menschliches Verhalten bezog. Leymann, der arbeitspsychologische Untersuchungen in Schweden durchführte, übertrug den Begriff schließlich auf die Arbeitswelt. Durch die Veröffentlichungen von Leymanns Arbeiten im deutschsprachigen Raum Anfang der 1990er Jahre geriet das Thema Mobbing am Arbeitsplatz in den Blickpunkt der öffentlichen Diskussion (Leymann 1993a). Im deutschsprachigen und im skandinavischen Raum wird der Begriff Mobbing verwendet, während in den USA von „employee abuse“ oder „harassment“ gesprochen wird (Brodsky 1976). In Großbritannien wird für schikanöses Verhalten am Arbeitsplatz der Begriff „bullying“ eingesetzt, der so viel bedeutet wie „schikanieren, drangsalieren, tyrannisieren“ (Hoel et al. 1999). In Deutschland wird „Bullying“ zumeist in Verbindung mit Gewalt und Ausgrenzung unter Schülern benutzt (Jantzer et al. 2012). Es sollen noch die Begriffe „Bossing“ und „Staffing“ erwähnt sein. Beim Bossing erfolgt das Mobbing durch den Vorgesetzten oder unter dessen Mitwirkung gegenüber den Mitarbeitern. Beim S