Tinnitus: nicht-otologische Risikofaktoren
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Review zu 55 Studien
Tinnitus: nicht-otologische Risikofaktoren Ängste, Schlafstörungen und Depressionen, Kopfschmerzen sowie Gelenkprobleme, aber auch Erkältungen gehen vermehrt mit einem Tinnitus einer. Kardiovaskuläre Risikofaktoren wie Hypertonie und Dyslipidämie sind dagegen wohl eher unbedeutend. Wie genau es zu einem Tinnitus kommt, ist noch immer nicht gut verstanden. Vermutet werden periphere Gehörschäden, die in einem Bottom-up-Prozess maladaptive zentralnervöse Veränderungen herbeiführen, an denen auch nicht-auditive Regionen beteiligt sind. Entsprechend ist etwa die emotionale und aufmerksamkeitsbezogene Verarbeitung relevant, so HNO-Experten um Dr. Ann Deklerck von der Universität in Gent, Belgien. Die primären Läsionen – etwa durch Infektionen oder Traumata – können bei den einzelnen Patienten sehr unterschiedlich sein, ebenso die zentralnervösen Adaptionsmechanismen; all das führe zu einer sehr heterogenen Tinnituspopulation. Entsprechend seien vermutlich auch unterschiedliche Therapieansätze für einzelne Patientengruppen nötig. Um die Patienten besser zu charakterisieren, haben die Forscher um Deklerck in der vorhandenen Literatur nach Komorbiditäten und nicht-otologischen Risikofaktoren gesucht, die bei Tinnituskranken vermehrt auftreten. Sie fanden
32 CME 9 • 2020
Das Alter hat einen Einfluss, das Geschlecht scheinbar nicht
Unter den allgemeinen und demografischen Faktoren zeigte sich der deutlichste Zusammenhang mit dem Alter. 18 von 29 Studien fanden ein erhöhtes Tinnitusrisiko mit steigendem Alter. Dagegen hat die Erkrankung wohl keine Geschlechterpräferenz – 17 Studien sahen hier keinen Zusammenhang, drei fanden unter Männern, sechs unter Frauen eine erhöhte Prävalenz. Familienstand, Bildungsniveau, Wohnort und Ethnie sind für das Tinnitusrisiko wohl kaum relevant, einige Studien deuten jedoch auf eine erhöhte Gefahr bei Arbeitslosigkeit, Armut und weiteren Tinnitusfällen in der Familie hin.
Multimorbidität als Risikofaktor
© Damir Khabirov / stock.adobe.com (Symbolbild mit Fotomodell)
Tinnitus und Schlafstörungen gehen oft Hand in Hand.
insgesamt 15 Kohorten- und 40 Querschnittsuntersuchungen zu diesem Thema.
In insgesamt 28 Studien evaluierten die Autoren kardiovaskuläre Risikofaktoren, hauptsächlich Hypertonie, Dyslipidämie sowie ischämische Herz- und Hirninfarkte. Für keinen einzelnen Faktor ergab sich hier über sämtliche Studien gemittelt ein stringenter Zusammenhang mit Tinnitus, allerdings verweisen die HNO-Experten auf eine Analyse, nach der Tinnituskranke vermehrt an Hypertonie und auch Diabetes erkrankt sind. Diese sehen sie als Hinweis, dass Multimorbidität mit einem erhöhten Tinnitusrisiko einhergeht. Recht ungewiss bleibt auch der Einfluss der Ernährung auf die Erkrankungsgefahr. Zwei Studien fanden Indizien für eine präventive Wirkung von Koffein, dagegen ist der Zusammenhang mit dem Obst- und Gemüsekonsum widersprüchlich.
Neuropsychiatrische Probleme
Klare Hinweise ergeben sich bei psychischen Störungen: 13 von 17 Studien erkannten eine erhöhte Prävalenz bei Depres
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