Rekombinante Allergene, Peptide und Virus-like Particles in der Immuntherapie von Allergien
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Thomas Holzhauser · Frank Schuler · Simone Dudek · Susanne Kaul · Stefan Vieths · Vera Mahler Paul-Ehrlich-Institut, Bundesinstitut für Impfstoffe und Biomedizinische Arzneimittel (PEI), Langen, Deutschland
© Der/die Autor(en) 2020
Rekombinante Allergene, Peptide und Virus-like Particles in der Immuntherapie von Allergien Einleitung Allergische Erkrankungen sind Überempfindlichkeitsreaktionen des Immunsystems und betreffen bis zu 30 % der Bevölkerung industrialisierter Länder. Sie stellen neben dem individuellen Leiden und Verlust an Lebensqualität eine hohe sozioökonomische Belastung dar [1]. Häufig werden Allergien durch Immunglobulin E (IgE) vermittelt [2]. Sie weisen unterschiedliche klinische Manifestationen auf, wie beispielsweise allergische Rhinokonjunktivitis, atopische Dermatitis, Urtikaria, Angioödem, allergisches Asthma und systemische allergische Reaktionen bis hin zum anaphylaktischen Schock [1]. Weitverbreitete Auslöser dieser Allergien vom IgE-vermittelten Soforttyp („Typ I“) sind Baum-, Gräser- und Kräuterpollen, Tierepithelien, Insektengifte, Hausstaub- und Vorratsmilben, Schimmelpilze, Nahrungsmittel und Arzneimittel. Darüber hinaus sind zahlreiche Typ-I-Allergene von beruflicher Bedeutung (z. B. Mehlstäube, Holzstäube, Enzyme, Naturgummilatex; [3]). Die molekularen Auslöser sind überwiegend Proteine (Allergene), die nur bei bereits sensibilisierten Personen nach Haut- und Schleimhautkontakt, Inhalation, Injektion oder Ingestion allergische Reaktionen auslösen können. Auftretende Symptome können medikamentös supprimiert werden; diese symptomatischen Therapieansätze modulieren die Grundkrankheit nicht. Dagegen bewirkt die allergenspezifische Immuntherapie (AIT), als einzige kausale Therapieform,
durch Modulation des Immunsystems eine allergenspezifische Toleranzentwicklung und infolgedessen Linderung der Symptome und damit einhergehend Reduktion der Medikation. Langfristig kann auch eine Krankheitsprogression, z. B. der sogenannte Etagenwechsel von der allergischen Rhinokonjunktivitis hin zum allergischen Asthma, verhindert werden [4]. Verschiedene komplexe Mechanismen der AIT werden je nach Therapieansatz beschrieben (s. unten; [5]). Die derzeit marktfähigen, in der klinischen Versorgung routinemäßig eingesetzten AIT-Präparate werden weltweit ausschließlich aus natürlichen Allergenquellen, im Wesentlichen durch Extraktion des Gesamtproteinanteils einschließlich der therapiewirksamen allergenen Proteine gewonnen. Aufgrund des natürlichen Ausgangsmaterials unterliegen diese AIT-Präparationen Schwankungen in ihrer Komposition (s. unten). Hohe Ansprüche an die Standardisierung sind daher notwendig, um eine angemessene und konsistente Chargenqualität der Allergenprodukte zu gewährleisten [6, 7]. Therapierelevante Allergene können auch biotechnologisch oder chemischsynthetisch in hoher definierter Qualität hergestellt werden. Dies wurde durch die Identifizierung der einzelnen Allergenkomponenten und die Aufklärung ihrer codierenden Desoxyribonukleinsäuresequenzen (komplementäre DNA, cDNA) möglich. Seit der b
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