Routine-Sonografie liefert einen Treffer
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BLICKDIAGNOSE
Routine-Sonografie liefert einen Treffer
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© S. Müller
Auch sieben Jahre nach der Behandlung eines Mamma karzinoms links kam eine 49-jährige Patientin noch regelmäßig zur UltraschallNachsorge in unsere Praxis. Sie fühlte sich wohl, und der letzte Befund acht Monate zuvor war unauffällig gewesen. Nun aber zeigte sich ein inhomogener Tumor der linken Nebenniere mit einem Durchmesser von 10 cm.
Dr. Jochen B. Müller Die Hausärzte am Dom, Neheimer Markt 5, D-59755 Arnsberg-Neheim Koautorin: Stefanie Müller Die Hausärzte am Dom, ArnsbergNeheim
Wir veranlassten eine umfangreiche Labordiagnostik, die hinsichtlich Blutbild, Blutsenkung, klinischer Chemie (Kreatinin, Elektrolyte, Leberwerte, Blut zucker), hormoneller Diagnostik (Serum-Kortisol, 24-h-Urin auf Katecholamine) und Tumormarkern (Chromogranin A, NSE) interessanterweise unauffällig war. Auch Langzeit-Blutdruck und LangzeitEKG waren normwertig. Im ambulant durchgeführten CT stellte sich der Tumor mit einer Größe von 10 cm dar, außerdem waren zentrale Nekrosen zu erkennen. Im Krankenhaus wurde die Indikation zur Adrenalektomie gestellt und zwei Wochen später minimal-invasiv und komplikationsfrei durchgeführt. Die histologische Aufarbeitung ergab ein 11 cm großes Nebennierenrindenkarzinom mit hochgradiger Kernpolymorphie (2 Mitosen pro Hauptgesichtsfeld ohne Nachweis atypischer Mitosen) und ausgedehnten Nekrosen, allerdings ohne Kapsel- und Gefäßeinbrüche oder Befall der Lymphknoten.
Dieser Fall ist in vielerlei Hinsicht interessant: 1. Im hausärztlichen Bereich wird eher selten eine derartige Tumor-Erstdiagnose gestellt. 2. Zum Glück war die Patientin auch sieben Jahre nach der Mammakarzinom-Diagnose noch sehr diszipliniert bezüglich der Ultraschall-Nachsorge. 3. Der Hausarzt kann durch mitdenkende Diagnostik einen teuren stationär-endokrinologischen Krankenhausaufenthalt vermeiden – strapaziert dabei a llerdings sein Laborbudget ein wenig. 4. Die Betreuung einer solchen Patientin erfordert hohen Zeitaufwand, wenn der Hausarzt sich als Schnittstelle einbringt: Zeitnahen CT-Termin finden, Schwerpunkt-Klinik mit entsprechendem Op.-Aufkommen identifizieren, onkologische Weiterbehandlung organisieren etc. 5. Hauptaufgabe der Allgemeinmedizin sollte sein, einen gefährlichen Verlauf einer Erkrankung früh zu erkennen und nach Möglichkeit abzuwenden. Dazu braucht es manchmal auch Glück. ■
MMW Fortschr Med. 2020; 162 (17)
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