Schizophrenie: Neues aus der Forschung
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Prof. Dr. med. Hans-Peter Volz Ärztlicher Direktor Krankenhaus für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatische Medizin Schloss Werneck
Schizophrenie: Neues aus der Forschung Die Ergebnisse jüngster Studien beleuchten nicht nur die Dosis-Wirkungsbeziehung von Antipsychotika zur Behandlung der akuten Schizophrenie. Sie schließen auch einige Wissenslücken in Bezug auf den Zusammenhang von Psychosen mit Kriminalität und Cannabiskonsum.
Frische Impulse aus alten Befunden Weshalb ist es bisher nicht gelungen, den Langzeitverlauf der Schizophrenie wesentlich zu beeinflussen? Ein narrativer Review regt dazu an, alte Befunde zur Schizophrenie in neue Forschungsinitiativen umzusetzen.
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er Autor dieses narrativen Reviews, Prof. Dr. René Kahn, ist einer der wenigen Psychiater, die sowohl den aktuellen Stand der Forschung als auch die historische Perspektive der Ätiopathogenese der Schizophrenie überblicken. Er bringt in dieser bemerkenswerten Publikation in kondensierter Form seine Ansicht zu dem Thema zum Ausdruck und stellt zunächst die (rhetorische) Frage, weshalb es uns in den vergangenen Jahrzehnten nicht gelungen ist, den Langzeitverlauf der Schizophrenie wesentlich zu beeinflussen, also zum Beispiel die Frühsterblichkeit und die hohe Erwerbslosigkeit der Erkrankten zu senken. Er führt aus, es liege nicht an der Wirksamkeit der Antipsychotika – sie reduzierten die Symptomatik zuverlässig und mit hoher Wirkstärke. Vielmehr hänge das damit zusammen, dass wir uns auf die falsche Zielsymptomatik konzentrierten, nämlich das produktivpsychotische Geschehen, das allerdings
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am ehesten eine unspezifische Spät komplikation der Erkrankung darstelle. Für die Langzeitprognose seien hingegen ganz andere Faktoren als die Re duktion der Positivsymptomatik verantwortlich. So verweist er auf die alten Beobachtungen von Emil Kraepelin und Eugen Bleuler, die zum einen kognitive Störungen, zum anderen Affektstörungen, soziale Interaktionsstörungen und Störungen des Willens in das Zentrum der Diagnose gestellt haben. Für Bleuler seien Positivsymptome nur akzessorische Symptome gewesen. Diese historischen Befunde stellt Kahn in Beziehung zu neuen Untersuchungen der kognitiven Leistungsfähigkeit. Hier geht er insbesondere darauf ein, dass bei später an Schizophrenie erkrankenden Kindern lange vor dem Ausbruch der Produktivsymptomatik im Durchschnitt eine Verminderung der Intelligenz feststellbar sei – ein Befund, den es so nur für die Schizo
phrenie und für keine andere psychiatrische Störung gebe. Diese und viele andere kognitive Störungen gingen dem Ausbruch der Psychose (im Sinne des Auftretens von Positivsymptomatik) lange voraus und (seine zweite fundamentale Aussage) stünden mit einer abnormalen Reifung des Gehirns gleichbedeutend einer Störung des programmierten Zelltods in d irektem Zusammenhang. So konnte in medikationsnaiven erstepisodischen schizophrenen Patienten der reduzierte Intelligenzquotient mit einem kleineren Hirnvolumen in Verbindung gebracht werden [Kubota M et al. JAMA Psychiatry 2015; 72:803–
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