Schwer verletzte Schwangere aus Sicht der Geburtshilfe
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Versorgung der schwer unfallverletzten Schwangeren stellt eine große Herausforderung an die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen u. a. Notfallmedizinern, Unfallchirurgen, Diagnostikern, Geburtshelfern und Neonatologen dar. Als grundsätzliches Vorgehen sollte der Leitsatz: „Was gut für die Mutter ist, ist auch gut für das Ungeborene“ gelten. Da präklinische geburtshilfliche Interventionen bei einer unfallverletzten Schwangeren nahezu ausgeschlossen werden, beschäftigt sich dieser Beitrag mit den spezifischen geburtshilflichen Aspekten ab Eintreffen in einer Klinik, zumeist in deren Notaufnahme bzw. dem Schockraum.
Präklinische Situation Die wesentlichste Information für die Organisation der Versorgung und die Bereitstellung von Ressourcen zur Erstversorgung in der Klinik ist eine möglichst präzise Aussage über das aktuelle Gestationsalter der verletzten Schwangeren und die Zahl der Feten. Die Schwangerschaft ist unter diesen Gesichtspunkten grob in folgende 3 Phasen einzuteilen: 4 Frühschwangerschaft bis 22 + 0 SSW bis vor der Lebensfähigkeit der Fetus; 4 zwischen 22 + 0 und 28 + 0 SSW reicht die extreme Frühgeburtlichkeit; 4 jenseits von 28 + 0 SSW dann die Phase, in der Feten auch bei Frühgeburtlichkeit in einem entsprechenden Zentrum gute Überlebenschancen haben. Als ungefähre klinische Orientierung kann bei der normalgewichtigen Pa-
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Der Unfallchirurg 12 · 2020
Uwe Hasbargen Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Perinatalzentrum, LMU Klinikum, München, Deutschland
Schwer verletzte Schwangere aus Sicht der Geburtshilfe
tientin ein Tasten nach dem Uterus helfen. Tastet sich dieser kleiner als ein Handball, ist von einer Schwangerschaftswoche vor der Lebensfähigkeit auszugehen. Alle Tastbefunde, die den Fundus oberhalb des Nabels (. Abb. 1) vermuten lassen, sollten die Möglichkeit, dass es sich um eine Schwangerschaft innerhalb der Lebensfähigkeit handelt, einbeziehen.
Am Unfallort ist nach dem »Mutterpass Ausschau zu halten In den Dokumenten, die die Schwangere bei sich führt, befindet sich in der Regel der deutschlandweit einheitliche blaue Mutterpass. In diesem ist eingangs der erwartete Geburtstermin genannt, sodass diese Information vorab an die Geburtshelfer übermittelt werden kann. Daneben ist die Blutgruppe, insbesondere der Rhesusfaktor, von Bedeutung. In jedem Fall sollte nach dem Mutterpass am Unfallort Ausschau gehalten werden und dieser mit der Schwangeren in der Klinik eintreffen, um den betreuenden Geburtshelfern wichtige Informationen über die Schwangerschaft besonders über die SSW, in der sich die Verletzte befindet, zu geben. Tab. 1
Das geburtshilfliche Team sollte vor Eintreffen der verletzten Schwangeren im Schockraum anwesend und entsprechend einer Notsectio-Situation vorbereitet sein. Zur Diagnostik sind ein Ultraschallgerät mit einem Abdominalschallkopf, ein Kardiotokographie(CTG)-Gerät und die spezifischen geburtshilflichen Medikamente sowohl zur Tokolyse wie auch zur Anregung der Uteruskontraktion (Oxytocin, Sulproston [Nalador]) vorzuhalten. Empfehlenswert und am Klinikum der Lu
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