Sollte man sehr alte NSTEMI-Patienten invasiv behandeln?
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Medizin ak tuell
PCR e-Course 2020
Wie schon mehrere andere Kongresse zuvor musste auch die diesjährige EuroPCR-Jahrestagung aufgrund der Corona-Pandemie gestrichen werden. Aber auch hier gab es virtuellen Ersatz: Interessierte Teilnehmer konnten sich bequem von zu Hause oder der Praxis aus beim PCR e-Course 2020 über die aktuellen Entwicklungen und Innovationen in der interventionellen Herz-Kreislauf-Medizin informieren.
Pharmakotherapie oder Intervention
Sollte man sehr alte NSTEMI-Patienten invasiv behandeln? Bei über 80-jährigen Patienten mit einem Nicht-ST-Hebungsinfarkt (NSTEMI) ist der Nutzen einer Revaskularisation bisher wenig erforscht. Eine randomisierte Studie sollte diese Evidenzlücke schließen. Das Ergebnis lässt allerdings Raum für Interpretation.
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enn ein über 80-jähriger Patient mit einem NSTEMI in die Klinik kommt, wäre laut der aktuellen Leitlinienempfehlung eine Revaskularisation innerhalb von 24–72 Stunden angebracht. Sehr alte NSTEMIPatienten seien in den bisherigen Studien aber unterrepräsentiert, erläuterte Dr. Adam de Belder die aktuelle Evidenzlage beim PCR e-Course. Gebrechlichkeit, verkürzte Lebenserwartung, kognitive Einschränkungen, Therapieadhärenz und Komorbiditäten seien relevante Faktoren, die es im Alltag bei derart alten Menschen zu berücksichtigen gilt, wenn eine invasive Strategie für alle Patienten unabhängig vom Alter empfohlen werde. Der Kardiologe aus Brighton hatte sich deshalb mit seinem Team vorgenommen,
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die Überlegenheit der invasiven Strategie gegenüber einer rein medikamentösen Behandlung in einer randomisierten Studie auch bei dieser Patientenpopulation zu belegen. Dies gelang jedoch nicht.
Primärer Endpunkt war gleich Insgesamt 251 ≥ 80-jährige NSTEMI-Patienten wurden 1:1 randomisiert entweder einer invasiven Strategie (Angiografie mit anschließender Revaskularisation) inklusiver einer optimalen medikamentösen Therapie (OMT) oder einer alleinigen OMT zugeteilt. Doch gestaltete sich bereits die Rekrutierung für die RINCAL-Studie schwierig. Vor allem hätten Hemmungen bestanden, die Patienten entgegen der gängigen Praxis nur per OMT zu behandeln, besonders nach Pu-
blikation der After Eighty-Studie. RINCAL wurde daher vorzeitig gestoppt. In der 2016 publizierten After EightyStudie hatte sich eine invasive Strategie bei ≥ 80-jährigen NSTEMI-Patienten einer reinen OMT als überlegen erwiesen. Dementsprechend mit Vorsicht zu interpretieren sind die Ergebnisse der RINCAL-Studie. Diese seien nicht adäquat gepowert gewesen, die primäre Studienhypothese – die Überlegenheit der invasiven Strategie zu zeigen– zu belegen, gibt de Belder zu bedenken. Der kombinierte primäre Endpunkt, bestehend aus Gesamtmortalität und erneuten nicht tödlichen Herzinfarkten ein Jahr nach Randomisierung, unterschied sich nicht signifikant zwischen beiden Strategien: bei 18,5 % der Patienten mit invasiver Intervention und bei 22,2 % mit konservativer Strategie kam es zu einem solchen Ereignis.
Häufig ungeplante Eingegriffe Ein tendenzieller, aber nicht signifikanter Vorteil der invasi
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