Unklare Bauchschmerzen in der zentralen Notaufnahme
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M. Buerke, Siegen C. Dodt, München
L. Berner · H. Dormann Zentrale Notaufnahme Klinikum Fürth
Unklare Bauchschmerzen in der zentralen Notaufnahme Ein Algorithmus
In der Notaufnahme geben etwa 5–10% aller (Nichttrauma)-Patienten als Leitsymptom Bauchschmerzen an. Dahinter verbergen sich sowohl Befindlichkeitsstörungen als auch akut lebensbedrohliche Erkrankungen. Es müssen diejenigen Patienten rasch identifiziert werden, die zeitnah einer endoskopischen oder chirurgischen Intervention oder einer vitalen Gefährdung auch aufgrund extraabdomineller Krankheiten unterliegen. Ein interdisziplinärer Algorithmus kann helfen, Lücken in der Akutversorgung von Patienten mit unklaren Bauchschmerzen zu minimieren.
Unklarer Bauchschmerz vs. akutes Abdomen Terminologie Der Begriff akutes Abdomen ist im ursprünglichen Wortsinn häufig fehlgedeutet und aus der Ex-ante-Perspektive der Notfallversorgung auch falsch. Abgeleitet aus dem Angloamerikanischen bedeutet dies einen akut interventionspflichtigen Befund („surgical abdomen“). Dies setzt eigentlich die Sichtweise nach durchgeführter Diagnostik voraus und steht nicht am Beginn der differenzialdiagnostischen Abklärungen. Zwischen dem Zeitpunkt der Leitsymptommitteilung von unklarem Bauchschmerz und der Diagnose eines akuten Abdo-
mens liegt immer die Diagnostik. Dabei spielen Anamnese und Schmerzcharakteristik, körperliche Untersuchung, EKG, Laborwerte und bildgebende Verfahren entscheidende Rollen.
Leitsymptom Bauchschmerz Schmerzcharakteristik Durch die zweifache sensible Versorgung der Abdominalorgane können folgende Typen abdomineller Schmerzen unterschieden werden: F Der viszerale Schmerz, auch als klassischer Eingeweideschmerz bezeichnet, wird über langsame C-Fasern geleitet und entsteht durch Distension oder Spasmus eines Hohlorgans. Der Schmerz wird als dumpf und schwer lokalisierbar empfunden und wird meist von vegetativer Symptomatik begleitet. Bewegung erbringt oft Beschwerdebesserung. F Der somatische Schmerz entsteht durch peritoneale Reizung, wird über schnelle A-δ-Fasern geleitet und eher als stechend und gut lokalisierbar beschrieben. Der Patient nimmt oft eine gekrümmte Schonhaltung ein. F Der übertragene Schmerz projiziert sich auf das Dermatom der somatischen Afferenz (Head-Zone). So werden beispielsweise Schmerzen der Gallenblase in die rechte und Kapselschmerz der Milz in die linke Schulter projiiziert.
Der Schmerz ist nicht nur häufig der Grund der Vorstellung in der zentralen Notaufnahme sondern kann erste differentialdiagnostiche Hinweise geben. Allerdings können Angaben bei schwer lokalisierbaren oder ausstrahlenden Schmerzen durchaus auch irreführend sein, sodass die traditionelle Quadranteneinteilung der Abdomenschmerzen nicht immer zuverlässig ist. Als Beispiel sei die hochgeschlagene Appendix genannt, deren Schmerz statt typischerweise im rechten Unterbauch dann im Oberbauch wahrgenommen wird. Spezielles Augenmerk benötigen geriatrische Patienten, die ihre Beschwerden atypisch oder bei chronischem Analgetikakonsum gering wahrnehmen o
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