Patienten mit Dyspnoe in der Notaufnahme

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REPORT


M. Buerke, Siegen C. Dodt, München

Dyspnoe ist die Wahrnehmung unzureichenden und anstrengenden Atmens [1]. Patienten mit akuter Atemnot stellen eine Herausforderung hinsichtlich Diagnostik und Therapie dar, da eine große Anzahl von Differenzialdiagnosen bedacht und geprüft werden müssen (. Abb. 1). Gleichzeitig muss bei einer vitalen Bedrohung die Erstbehandlung rasch begonnen werden. Sobald sich die akute Dyspnoe zurückgebildet hat oder ausreichend stabilisiert wurde, können klinische Untersuchung, Diagnostik und Behandlung fortgesetzt werden.

Epidemiologie Dyspnoe ist ein häufiges Leitsymptom bei Patienten in der Notaufnahme. In USamerikanischen Notaufnahmen berichten etwa 3,5% aller Patienten über Dyspnoe und etwa 7,6% über dyspnoebezogene Hauptbeschwerden, wie Husten und Engegefühl in der Brust [2]. Einer prospektiven Beobachtungsstudie [3] zufolge sind die häufigsten Diagnosen bei älteren Patienten mit akuter Atemnot die dekompensierte Herzinsuffizienz, die Pneumonie, die chronische obstruktive Lungen­ erkrankung, Lungenembolie und Asthma.

Pathophysiologie Das respiratorische System ermöglicht die Homöostase von Gasaustausch und ­Säure-Basen-Haushalt. Störungen der Sauerstoffversorgung bzw. des Sauerstoffangebots sowie Azidosen und Alkalosen können zu Atembeschwerden führen. Die Entwicklung der Atemnot ist ein komplexes Phänomen aufgrund der Aktivierung und Stimulation von unterschied-

H. Lemm1, 2 · S. Dietz1 · M. Buerke2 1 Klinik für Innere Medizin III, Universitätsklinikum Halle (Saale),

Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle (Saale) 2 Medizinische Klinik II, St. Marien-Krankenhaus Siegen

Patienten mit Dyspnoe in der Notaufnahme lichen Mechanorezeptoren in den Atemwegen, der Lunge und der Brustwand, Chemo­rezeptoren am Karotissinus und in der Medulla, vaskulärer Rezeptoren der Herzvorhöfe und der Pulmonalarterie sowie zentralnervöser Regulationszentren. Die Pathophysiologie der Entwicklung und Wahrnehmung von Dyspnoe ist nach wie vor unklar.

Anamnese Die Anamnese ist entscheidend für die Beurteilung des Patienten mit akuter Dyspnoe. Sofern möglich sollten im Rahmen der Diagnostik und Risikostratifizierung Details zur akuten Symptomatik und zur Krankengeschichte und zur Risikostratifizierung erfragt werden. F Akute Symptomatik: 1 Gab es Ereignisse im Vorfeld, insbesondere Symptome oder spezifische Auslöser der Dyspnoe (. Tab. 1)? Beispielsweise können Nichteinhaltung der Medikamenteneinnahme oder eine Diät zu einer akuten dekompensierten Herzinsuffizienz (ADHF) führen. 1 Fragen zum Auflauf der Atemnot, ob sie sich plötzlich oder allmählich entwickelt hat, sind für die Risikobeurteilung wichtig (. Tab. 2). 1 Der Schweregrad der Dyspnoe kann mit einer Skala von 1 bis 10 ­erfasst werden (1 = kaum bemerkbar, 3 = leichte Dyspnoe, 5 = mäßige Dyspnoe, 7 = mäßig ­schwere Dyspnoe, 9 = sehr schwere Dyspnoe und 10 = Panik/Erstickung). 1 Schmerzen in der Brust in Verbindung mit Atemnot treten häufig bei Krankheiten wie akutem Koro-

narsyndrom (ACS), Pneumothorax oder Lungenarterienembolie auf. 1