Wegbereiter der modernen Krebsforschung: Theodor Boveri und Otto Warburg

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Wissenschaftsgeschichte

Wegbereiter der modernen Krebsforschung: Theodor Boveri und Otto Warburg VOLKER WUNDERLICH MAX-DELBRÜCK-CENTRUM FÜR MOLEKULARE MEDIZIN (MDC), BERLIN

ligen Arbeiten zitiert und regen zu immer neuen Untersuchungen an. Boveri und Warburg kannten sich persönlich. Sie hatten sich im Frühjahr 1910 in der Stazione Zoologica Neapel kennengelernt und begegneten sich dort erneut zu Beginn des Jahres 1914. Boveri war zu dieser Zeit ein

ó Sind genetische Veränderungen oder eher Störungen des Stoffwechsels die eigentlichen Ursachen von Krebs? Eine Debatte zu dieser Frage begann vor etwa hundert Jahren und beschäftigt die Wissenschaft bis heute. Sie wurde angestoßen durch eine 64-seitige theoretische Schrift des Biologen Theodor Boveri (1862–1915) aus dem Jahr 1914 (Abb. 1 und 3, [1]) sowie durch experimentelle Untersuchungen des Biochemikers Otto Warburg (1883–1970) in den 1920er-Jahren, deren Ergebnisse 1926 in einem schmalen Band zusammengefasst wurden (Abb. 2 und 4, [2]). Beide Werke erschienen 1929 bzw. 1930 in englischer Übersetzung. Eine weitere Übersetzung der Schrift von Boveri publizierte der Zellbiologe Henry Harris (1925–2014) im Jahr 2007 ˚ Abb. 1: ˚ Abb. 2: zusammen mit zahlreichen AnmerTheodor Boveri Otto Warburg kungen zur historischen Einordnung der von Boveri entwickelten Ideen [3]. Nachdem sich Warburg für viele Jahre ande- anerkannter Wissenschaftler, während Warren Forschungen zugewandt hatte, nahm er burg am Anfang einer vielversprechenden in den 1950er-Jahren seine Krebsstudien Laufbahn stand. Beide verfolgten in Neapel wieder auf [4]. Gegen Ende seines Lebens eigene Projekte, bei denen es sich primär glaubte er, die „letzte Ursache des Krebses“ nicht um Krebsforschung handelte. Boveri gefunden zu haben. Das aber sahen seine war in diesen Jahren als Gründungsdirektor des geplanten Kaiser-Wilhelm-Instituts Kritiker zu Recht anders. Bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts (KWI) für Biologie in Berlin-Dahlem vorgewaren Forschungen zu Krebs eine Domäne sehen. Er hatte dafür inhaltliche und persoder Medizin. Mit der Entwicklung der Bio- nelle Konzepte entwickelt, die später auch in logie von einer deskriptiven zu einer experi- dieser Form realisiert wurden. Das Institut mentellen Wissenschaft änderte sich dies. sollte vier Abteilungen haben, von denen Zudem entstanden mit Genetik und Bioche- eine von dem jungen Warburg geleitet wermie neue naturwissenschaftliche Diszipli- den sollte. Doch dann musste Boveri wegen nen. So wurden Boveri und Warburg die ers- einer schweren Erkrankung von der zukünften prominenten Vertreter der Biologie bzw. tigen Direktion zurücktreten. Erst nach seiBiochemie, die sich neben ihren vorwiegen- nem Tod konnte das Institut im April 1916 den Arbeitsgebieten mit Fragen der Krebsent- unter Carl Correns (1864–1933) eröffnet stehung beschäftigten. Mit erstaunlichem werden [5]. Warburg bekam im KWI für BioErfolg: beide werden – allerdings mit zeitwei- logie (dem er bis zur Gründung des für ihn ligen Unterbrechungen – bis heute in unzäh- in Dahlem eingerichteten KWI fü