Welches Wissen wird transportiert?
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ter Lautenbach Deutsche Sportjugend, Frankfurt am Main, Deutschland
Welches Wissen wird transportiert? Eine Stellungnahme zum vorhergehenden Forschungsbeitrag „Fitness als Trend des Jugendsports – eine Wissenskultur“
Die Autoren Tim Bindel und Christian Theis überraschen bei ihrem Forschungsbeitrag mit der eingesetzten Methode. Mit einem Selbstversuch einen Bereich zu beleuchten und diesen dann unter dem Stichwort der artifiziellen Autoethnografie systematisch auszuwerten ist eine noch neue und wenig geläufige Forschungsmethode. Dass junge Menschen bei der Nutzung preiswerter Fitnessangebote darauf angewiesen sind, sich Wissen auf anderem Wege als durch die Betreuung von Fitnesstrainer*innen zu erwerben, ist ein Merkmal des Fitnesssports in dieser Altersgruppe, das noch nicht umfangreich ins allgemeine Bewusstsein gerückt worden ist. Die von den Autoren beförderte Erkenntnis, dass sich junge Menschen im Fitnesssport stark an den Produkten des Trainings und weniger an dessen Prozess und an den damit möglicherweise verbundenen guten Gefühlen orientieren, ist so im gemeinnützigen, organisierten Jugendsport eher nicht zu finden. Dort wird in der Regel die soziale Interaktion wahrgenommen. Training, wie auch der
Wettkampf, sind Ereignisse, die positive Dinge transportieren (sollen). Nicht ohne Grund ist der Begriff der „Wissenskultur“ im Titel des Forschungsbeitrags aufgenommen. Dies ist eine Form des Transports von Wissen, wie ihn die Deutsche Sportjugend versucht im Juniorbotschafter*innenSystem umzusetzen. Allerdings geht der Forschungsbeitrag nur am Rande darauf ein, welches Wissen transportiert wird. Die vergleichbaren Formate des organisierten Jugendsports entsprechen zwar einerseits dem Prinzip des Peerto-Peer-Lernens, wie es der in dem Forschungsbeitrag beschriebenen Wissenskultur entspricht; andererseits sind aber auch die Inhalte von entscheidender Bedeutung – das transportierte Wissen an sich. Die Kernthese des Beitrags, dass die erworbene Fitness direkt auf den Lebensstil der jungen Menschen wirkt, ist gut nachvollziehbar. Der eingeführte Begriff der „Totalität“, in dem Sinne, dass fast alle Lebensbereiche wie Ernährung oder Freund*innenkreis davon beeinflusst werden, geht eben weit über das hinaus, was reiner Sport ist. Es ist schwer einzuschätzen, in welchem Umfang sich die Gesamtheit der Zielgruppe junger Menschen einem Fitnesssport, der erhebliche Auswirkungen auf den Lifestyle hat, unterwirft. Der gemeinnützige, organisierte Kinder- und Jugendsport funktioniert nach anderen Regeln. Hier geht es weniger um den Transfer des Sports in einen Lifestyle als darum, über das Medium Sport die Persönlichkeitsentwicklung,
positives Sozialverhalten und Engagement voranzutreiben und einen Beitrag dazu zu leisten, junge Menschen als gestaltende Mitglieder unserer Gesellschaft zu unterstützen. Die im Forschungsbeitrag beschriebene Szene scheint nur sehr bedingt offen dafür, den Fitnessaspekt in einen Bildungsprozess zu überführen, der Erfahrungen der Kohärenz und Selbstwirksamkeit fördert. Es wäre interessant zu untersuche
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