Wie lange dauert eine Langzeitanwendung?

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REPORT


Leserbrief zu Häuser W, Bock F, Hüppe M, Nothacker M, Norda H, Radbruch L, Schiltenwolf M, Schuler M, Tölle T, Viniol A, Petzke F, Koautoren für die Konsensusgruppe der 2. Aktualisierung der S3-Leitlinie LONTS (2020) Empfehlungen der zweiten Aktualisierung der Leitlinie LONTS. Langzeitanwendung von Opioiden bei chronischen nicht-tumorbedingten Schmerzen. Schmerz 34:204–244. https://doi.org/10. 1007/s00482-020-00472-y

Vor nicht einmal 40 Jahren mahnte ein Vizepräsident der DGSS (Deutsche Gesellschaft zum Studium des Schmerzes): „Morphinpräparate i. d. R. nicht länger als 3 Wochen verordnen“ [49]. Da war es fast ein Tabubruch, als Portenoy und Foley als erste veröffentlichten, dass man Patienten auch ohne Tumordiagnose über mehrere Jahre mit Opioiden behandeln kann [38]. Die erste deutschsprachige Publikation zu Opioiden bei Nichttumorschmerz erschien 1990 [50]. Deshalb empfinde ich auch eine Mitverantwortung für die weitere Entwicklung. Trotz kontroverser Diskussionen waren sich aber schon damals alle einig, eine solche Therapie geht – wenn überhaupt – nur in einem interdisziplinären Setting. In unserer Publikation wurde auch darauf hingewiesen, dass 87 % aller Patienten entweder eine Physiotherapie oder eine Psychotherapie begleitend erhielten sowie dass Opioide die notwendige Krankengymnastik in vielen Fällen erst möglich machten. Die erste Version der LONTS-Leitlinie wurde während meiner Präsidentschaft von der DGSS initiiert, um die bestehende Kontroverse über die Berechtigung einer Opioidtherapie bei CNTS einer wissenschaftlichen Überprüfung

Michael Zenz Ruhr-Universität Bochum, Bochum, Deutschland

Wie lange dauert eine Langzeitanwendung? zu unterziehen. Eine starke Empfehlung lautete: „Ein Anwendungsversuch opioidhaltiger Analgetika sollte wegen der geringen pharmakogenen Wirkung nur bei Inanspruchnahme zusätzlicher (z. B. kognitiv-behavioraler, konfliktund problemlösender, physikalischer, soziotherapeutischer) Maßnahmen erfolgen“ [40]. Mit anderen Worten: nur in entsprechenden interdisziplinären Einrichtungen mit gleichzeitiger und nicht nur konsekutiver Betreuung durch verschiedene Disziplinen. In der 1. Aktualisierung 2015 fehlte eine so klare Sprache, obwohl schon damals in der Literatur über die Opioidepidemie in den USA berichtet wurde [17]. Deshalb haben wir in einem Editorial die Hoffnung ausgedrückt, „. . . sollte die nächste Leitlinie mehr Material für eine Rechtfertigung liefern . . . Opioide im interdisziplinären Kontext und vor allem eine signifikante Verbesserung der psychosozialen Konsequenzen chronischer Schmerzen“ [47]. In dieselbe Richtung ging im selben Jahr die Schlussfolgerung einer anderen Metaanalyse der DGSS: „Thus, opioids alone are inappropriate and multimodal treatment programmes may be required for CNCP“ [41]. In der jetzigen Aktualisierung heißt es eingangs viel versprechend: „Die OpioidEpidemie in Nordamerika . . . weist auf die Notwendigkeit hin, den Stellenwert von Opioiden in der Therapie von chronischen nicht-tumorbedingten Schmerzen [CNTS] kritisch zu überprüfen“ [19]. Herausgek