Antibiotikaverordnungen bei Atemwegsinfektionen im Kindesalter

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REPORT


entin Exner1 · Christoph Höser2 · Stefan Trapp3 · Arne Simon4 1

Neurologisches Rehabilitationszentrum Godeshöhe, Bonn, Deutschland GeoHealth centre, Institut für Hygiene und Öffentliche Gesundheit, Universität Bonn, Bonn, Deutschland 3 Praxis für Kinder- und Jugendmedizin, Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte, Bremen, Deutschland 4 Klinik für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie, Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg/Saar, Deutschland 2

Antibiotikaverordnungen bei Atemwegsinfektionen im Kindesalter Eine bundesweite Umfrage bei Fachärzten für Kinder- und Jugendmedizin sowie Allgemeinmedizin

Zusatzmaterial online Zusätzliche Informationen sind in der Online-Version dieses Artikels (https://doi. org/10.1007/s00103-020-03214-8) enthalten.

Hintergrund Die Zunahme von Antibiotikaresistenzen bei bakteriellen Erregern von Atemwegsinfektionen (AWI) sowie unerwünschte Nebenwirkungen der Antibiotikatherapie (ABT) machen eine Reduktion nicht indizierter bzw. nichtleitlinienkonformer ABT dringend erforderlich. Dies gilt auch im ambulanten Versorgungssektor, wo mehr als 80 % aller ABT-Verordnungen stattfinden [1–3]. Der Einsatz von Antibiotika im ambulanten Bereich (vor allem der medizinisch nicht indizierte, der im Wirkspektrum zu breite und der zu lange Einsatz) korreliert signifikant mit der Selektion antibiotikaresistenter Erreger [4–8]. Bei ambulant behandelten Kindern sind AWI der häufigste Konsultationsgrund beim Kinderund Jugendmediziner (KJM) sowie beim Allgemeinmediziner (AM) und eines der wichtigsten Anwendungsgebiete für eine ABT. Ein erheblicher Anteil dieser ABT ist nicht indiziert [9, 10]. Saisona-

le Unterschiede, mit einem deutlichen Anstieg der ABT-Verordnungen in den Wintermonaten, zeigen eine Assoziation der ABT mit viralen Atemwegsinfektionen. Die meisten bei Säuglingen und Kleinkindern beobachteten AWI werden durch respiratorische Viren verursacht [1, 11, 12]. Die Verfügbarkeit von Leitlinien der medizinischen Fachgesellschaften zum sachgerechten Einsatz von Antibiotika ist keine Garantie für deren Umsetzung [13–16]. Jede Entscheidung der behandelnden Ärzte für oder gegen eine ABT ist das Ergebnis einer komplexen Abwägung, bei der nicht nur medizinische Befunde, sondern auch das Wissen, die Einstellungen und die Erfahrung der Ärzte sowie die Kommunikation mit den Eltern [17–19] und weitere kontextuale Faktoren aufseiten der Patienten eine wichtige Rolle spielen [9, 20]. Die Behandlung von Atemwegsinfektionen bei Kindern erfolgt sowohl durch KJM mit spezifischer ärztlicher Erfahrung bei Kindern und Jugendlichen unter Berücksichtigung der Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI) als auch durch AM, die Patienten mit einem breiten Altersspektrum zu versorgen haben, ohne sich auf eine spezifische Altersgruppe fokussieren zu können. Die hier vor-

gestellte qualitative Studie untersucht unter Zuhilfenahme eines bundesweiten Surveys die aktuelle Praxis der ABT bei Atemwegsinfektionen im Kindes- und Jugendalter, insbesondere in Hinblick auf folgende Fragestellungen: 4 G