Fieberhafter Harnwegsinfekt im Kindesalter

  • PDF / 1,195,276 Bytes
  • 7 Pages / 595.407 x 842.075 pts (A4) Page_size
  • 85 Downloads / 201 Views

DOWNLOAD

REPORT


Justus König1 · Bernhard Haid2 · Josef Oswald2 1 2

© Springer-Verlag GmbH Austria, ein Teil von Springer Nature 2020

Abteilung für Urologie, Asklepios Stadtklinik Bad Tölz, Bad Tölz, Deutschland Abteilung für Kinderurologie, Ordensklinikum Linz, Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern, Linz, Österreich

Fieberhafter Harnwegsinfekt im Kindesalter Ist eine invasive Diagnostik immer notwendig? Einleitung, Inzidenz und Bedeutung von Harnwegsinfekten im Kindesalter Der fieberhafte Harnwegsinfekt im Kindesalter kann bei einem Teil der betroffenen Kinder neben der beträchtlichen Akutmorbidität, besonders im Fall von Rezidiven, eine langfristige Nierenfunktionseinschränkung zur Folge haben. Der passende Einsatz der vorhandenen Untersuchungsmethoden und die Kenntnis um die Risikofaktoren für eine bleibende Schädigung des Nierengewebes ermöglichen einen rationalen Einsatz invasiver Diagnostik. So werden effizient die Patienten selektiert, die von Diagnostik und Therapie tatsächlich profitieren. Harnwegsinfekte gehören zu den häufigsten, sog. schweren bakteriellen Infektionen im Kindesalter [1]. Bei 1–2 % der Bubenund 3–5 % derMädchenwird mindestens einmal im Laufe der Kindheit ein Harnwegsinfekt diagnostiziert [2, 3]. Für die Praxis relevant erscheint dabei zusätzlich, dass 5–8 % aller Fieberepisoden in den ersten beiden Lebensjah-

ren durch einen Harnwegsinfekt bedingt werden, 0,7 % der Vorstellungen in einer Kinderarztpraxis aufgrund eines Harnwegsinfekts erfolgen und sogar 5–14 % der Vorstellungen in den pädiatrischen Notaufnahmen dadurch erklärt werden [4]. Über das erste Lebensjahr ist die Inzidenz geschlechtsunabhängig gleich. Allerdings stellt die frühkindliche Zirkumzision einen protektiven Faktor dar. Das Risiko für einen Harnwegsinfekt sinkt dadurch deutlich [5]. Mit zunehmendem Alter wird es für Mädchen wahrscheinlicher als für Jungen, einen Harnwegsinfekt zu bekommen. Harnwegsinfekte implizieren eine beträchtliche Morbidität für die betroffenen Kinder: Neben dem oft über mehrere Tage andauernden Verlauf mit teils hohem Fieber – selbst bei adäquater antibiotischer Therapie – besteht, insbesondere bei Vorliegen zusätzlicher angeborener Fehlbildungen, ein nicht zu verachtendes Risiko für eine Urosepsis. Gerade sehr kleine Kinder während der ersten

Lebensmonate sind besonders gefährdet [6]. Neben der belastenden Akutsituation eines fieberhaften Infekts können kindliche Harnwegsinfektionen auch zu schwerwiegenden Kurz- und Langzeitfolgen führen: Im Kindesalter sind Harnwegsinfektionen in Zusammenhang mit dem vesikoureteralen Reflux für 6,5 % aller kindlichen Nierentransplantationen und bei bis zu 3,5 % aller Kinder mit chronischem Nierenversagen verantwortlich [7]. In einer 2018 im New England Journal of Medicine publizierten Arbeit wurde berichtet, dass das Risiko für eine dialysepflichtige Niereninsuffizienz im Verlauf durch die Anamnese von Pyelonephritiden im Kindesalter deutlich erhöht ist („adjusted hazard ratio“ [HR] 4,3) und diese früher auftritt. Dies konnte an einem Kollektiv von insgesamt 1,5 Mio. israelischen Rek