Antipsychotikagabe: Welche Dosis wirkt wie?

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REPORT


Antipsychotikagabe: Welche Dosis wirkt wie? Bei unzureichender Response werden Antipsychotikadosen oft angehoben, ­dabei ist die Dosis-Wirkungsbeziehung nicht gut verstanden. Eine Metaana­ lyse zeigt, wie eine Dosissteigerung bei den verschiedenen Substanzen wirkt.

D

ie Dosis-Wirkungsbeziehung von Antipsychotika zur Behandlung der akuten Schizophrenie ist bisher unzureichend verstanden, obwohl viele Kliniker dazu neigen, die Dosis bei insuffizienter Response anzuheben. Das liegt auch daran, dass Unterschiede zwischen einzelnen Dosisarmen in placebokontrollierten Studien selten auftreten, wenn es sich nicht bei einer der Gruppen um eine sehr niedrige Dosis („Pseudoplacebo“) handelt. Leucht et al. nahmen sich diesem Problem in einer Metaanalyse an. Zu diesem Zweck wurden alle vorliegenden Studien mit sogenannten atypischen Antipsychotika, in denen wenigstens zwei unterschiedliche Dosen (fixed dose) untersucht wurden, eingeschlossen. Es konnten 68 Studien berücksichtigt werden (drei zu Amisulprid, fünf zu Aripiprazol, eine zu Aripiprazol-Depot, sechs zu Asenapin, vier zu Brexpiprazol, vier zu Cariprazin, eine zu Clozapin, DNP – Der Neurologe & Psychiater  2020; 21 (5)

eine zu Haloperidol [Haloperidol wurde als Vergleichssubstanz des typischen Antipsychotikums als Ausnahme hinzugenommen], vier zu Iloperidon, sieben zu Lurasidon, vier zu Olanzapin, eine zu Olanzapin-Depot, fünf zu Paliperidon, vier zu Paliperidon-Depot, vier zu Quetiapin, vier zu Risperidon, eine zu Risperidon-Depot, vier zu Sertindol, fünf zu Ziprasidon). Die Studiendauer variierte von vier bis zu 26 Wochen (im Median sechs Wochen). Es ergaben sich heterogene ­Ergebnisse. Bei Betrachtung der Positivsymptomatik, ohne Berücksichtigung der DepotStudien, zeigte sich meist eine DosisWirkungsbeziehung in der Form, dass die Wirksamkeit mit steigender D ­ osis stetig zunahm (z. B. bei Olanzapin, Abb. 1). Ausnahmen waren hier Aripiprazol, Haloperidol, Risperidon und Amisulprid. Bei den Substanzen, bei denen Patienten mit überwiegender Negativsym-

Kommentar Ein hervorragend geschriebener Artikel, der von einer tiefen Kenntnis der Materie zeugt. Ich empfehle unbedingt, diese Arbeit im Original zu lesen – ich hoffe, ich habe durch meine kurze Zusammenfassung dazu angeregt. Prof. Dr. med. Hans-Peter Volz Kahn RS. On the origins of schizophrenia. Am J Psychiatry 2020;177:291–7

ptomatik separat untersucht wurden (Amisulprid, Olanzapin), zeigte sich mit zunehmender Dosierung keine weitere Steigerung des Effekts (Amisulprid) oder sogar eine Abnahme (Olanzapin). Es wurde die mittlere Dosen ermittelt, bei der 50 % (ED50) beziehungsweise

1,5

1,0

0,5

0,0

0

5

10

15

Dosis (mg/Tag) Grün: Olanazapin; gestrichelt orange: Konfidenzintervall

Abb. 1: Dosis-Wirkungsbeziehung von Olanzapin

23

Mod. nach Leucht et al. Am J Psychiatry 2020

bungsbefunde, Biomarker und genetische Befunde miteinander in Beziehung zu setzen. Die Ergebnisse solcher Studien sollten uns dann ermöglichen, die Langzeitprognose der Schizophrenie tatsächlich zu verbessern, statt nahezu all unser