Gastroenteritis: Welche Keime, welche Therapie?

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stroenteritis: Welche Keime, welche Therapie? Infektiöse Diarrhö

Schätzungen der WHO zufolge erkranken weltweit jährlich 1,7 Milliarden Menschen an einer infektiösen Diarrhö. Die Statistiken des Robert-Koch-Instituts wurden in Deutschland im Jahr 2019 mit 78.301 gemeldeten Fällen vom Norovirus angeführt, gefolgt von Campylobacter, Rotaviren und Enteritis-Salmonellen.

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MMW Fortschr Med. 2020; 162 (18)

Campylobacter: Infektion mit möglichen Spätfolgen Im Jahr 2019 wurden dem RKI mehr als 61.000 Campylobacterinfektionen gemeldet. Damit ist dieser Keim derzeit der häufigste bakterielle Erreger von Gastroenteritiden in Deutschland. Meist trifft es Kinder unter fünf Jahren oder junge Erwachsene

© Manjurul / Getty Images / iStoc (Symbolbild mit Fotomodell)

Wenn der Magen-Darm-Trakt ein unkontrollierbares Eigenleben beginnt, zählt nur noch die Geschwindigkeit, in der man ein stilles Örtchen erreicht. Welcher Erreger für die Turbulenzen verantwortlich ist, hängt vor allem davon ab, wo er erworben wurde.

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In Deutschland dominieren Norovirus und Campylobacter.

zwischen 20 und 29 Jahren, die sich über Geflügelfleisch, unpasteurisierte Milch, rohes Hackfleisch oder kontaminiertes Trinkwasser infizieren. Obwohl eine Campylobacterinfektion zunächst ein gastrointestinales Geschehen ist, können die Langzeitfolgen weit darüber hinausgehen. Denn die Infektion, die hierzulande zu 90% auf Campylobacter jejuni zurückzuführen ist, hat sich nicht immer nach zwei Wochen erledigt. Im Anschluss folgt zuweilen eine reaktive Arthritis, ein Reizdarmsyndrom (IBS), eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung (CED) oder gar ein Guillain-Barré-Syndrom (GBS). Prof. Thomas Weinke, Potsdam, demonstrierte anhand einer Studie die Verteilung der Spätfolgen in den verschiedenen Altersklassen [1]. So trat beispielsweise die reaktive Arthritis vor allem bei jüngeren Erwachsenen auf. Eine Untersuchung der Resistenzen [2] hat deutlich gemacht, dass auf keinen Fall mit Chinolonen behandelt werden sollte. Für Ciprofloxacin ergaben sich Resistenzraten von 77%, während sich Makrolide bei 5% der Erreger als unwirksam erwiesen. Antibiotika sollten ohnehin nur bei schweren und septischen Verläufen eingesetzt werden, so Weinke, und, wenn überhaupt, dann würden primär Makrolide und bevorzugt Azithromycin empfohlen.

Reisediarrhö: Nach der Rückkehr meist schon Geschichte

ETEC ist der häufigste Erreger der Reisediarrhö.

5%

© Iana Alter / stock.adobe.com

der Erkrankten entwickeln nach einer Reisediarrhö ein postinfektiöses ­Reizdarmsyndrom.

Vor allem Urlauber, die es in die Ferne zieht, verbringen oft einige Tage ihrer Reise mit der ständigen Suche nach der nächsten Toilette oder einem passenden Busch. Zwar muss bei einer Reisediarrhö auch an Noroviren oder Clostridium difficile gedacht werden, der häufigste Erreger, der schon während des Urlaubs für Unruhe sorgt, ist aber das enterotoxische Escherichia-coli-Bakterium (ETEC). Es wird in bis zu 40% der Durchfallstühle von Reisenden nachgewiesen. Und auch diese Infektion hat zuweil