August Gottlieb Richter, seine Wundarzneykunst und seine Tournikets bei den Blutungen der Wunden anno 1782
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Hach
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August Gottlieb Richter, seine Wundarzneykunst und seine Tournikets bei den Blutungen der Wunden anno 1782
Aus Schlagadern springt das Blut hellroth, mit vieler Gewalt und in Absätzen hervor. Blutungen aus sehr großen Gefässen stillen sich zuweilen selbst, wenn der Kranke ganz ruhig ist, wenn er sich in einer sehr kalten Luft befindet, wenn er äußerst entkräftet oder ohnmächtig wird. Die heftigsten Blutungen sind durch ein plötzliches Schrecken gestillt worden [9]. Für die meisten Verletzten in Krieg und Frieden bedeutete die Blutung aus einer großen Arterie aber den sicheren Tod. Deshalb galt die Erfindung der Tourniquets zu Beginn des 17. Jahrhunderts als wesentlicher Fortschritt, und in allen Lehrbüchern der Chirurgie wurde das Thema abgehandelt. Auch der Göttinger Chirurg August Gottlieb Richter geht in seiner berühmten Wundarzneykunst ausführlich darauf ein.
August Gottlieb Richter Richter (1742–1812) gehörte zu den großen Lehrern der Chirurgie im ausgehenden 18. Jahrhundert. Schon mit 24 Jahren wurde er Professor an der Universität Göttingen und nahm das Lehramt 46 Jahre lang ein. Sein bekanntestes Werk war Anfangsgründe der Wundarzneykunst mit 7 Bänden, das in mehreren Auflagen erschien. Junge Ärzte aus der ganzen Welt sind nach Göttingen in seine Vorlesung über Chirurgie und Augenheilkunde gekommen. Ihm wurden alle Ehren seiner Zeit zuteil (. Abb. 1; [7]).
Frankfurt, Deutschland
Anfangsgründe der Wundarzneykunst anno 1782 Im 13. Kapitel des ersten Bandes der Wundarzneykunst werden die Blutungen bey Wunden besprochen. Sehr heftige Blutungen sind schnell tödlich. Der Kranke stirbt gemeiniglich unter Zuckungen. Ein seufzendes Othemhohlen, schwarze Flecken vor den Augen, ein schwacher intermittierender Puls sind die Vorboten des herannahenden Todes [9]. In der Antike und im Mittelalter kannte man nur die Blutstillung durch die Behandlung der Wunde selbst mit dem glühenden Eisen, Ätzungen oder dem festen Wundverband [4, 5]. Erst in der Neuzeit, mit dem Verständnis des Harvey’schen Blutkreislaufs, wurden Kompressorien erfunden, die herzwärts der Blutungsquelle auf die Arterie einwirkten. Sie ließen sich nach den ersten Modellen in zwei Klassen einteilen, in die Knebel- und die Schrauben-Tourniquets [8–10]. Später kamen noch die Schnallen-Tourniquets hinzu (s. unten) [1]. Daneben haben die klassischen Methoden der Blutstillung aber nicht ihre Bedeutung verloren.
Das Morel’sche Knebel-Tourniquet Das Morel’sche Tourniket sollte ein Wundarzt ständig bei sich führen, vor allem auf dem Kriegsfelde. In den Chirurgie-Büchern des 18. bis 19. Jahrhunderts wurde es als Notfallbesteck empfohlen. Etienne Jean Morel (1648–1710) war ein französischer Wundarzt, der sein
Tourniquet 1674 bei der Belagerung von Besançon durch die Streitmacht des Fürsten von Condé mit massivem Artillerie-Beschuss angewandt hat [11]. Man legt einen Bausch oder Polster auf den Stamm der Schlagader eines Gliedes. Hierauf bringt man um dasselbe eine Binde zweymahl rings um das Gl
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