Diagnostik und Therapie vor IVF oder ICSI im Fokus der AWMF-Leitlinie

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REPORT


Fortbildung

Vor einer künstlichen Befruchtung sollten die verschiedensten ­Infertilitätsfaktoren abgeklärt werden.

Unerfüllter Kinderwunsch

Diagnostik und Therapie vor IVF oder ICSI im Fokus der AWMF-Leitlinie Nina Rogenhofer, Johanna Becker

Mithilfe assistierter reproduktiver Therapien (ART) kann bei Paaren mit unerfülltem Kinderwunsch eine Schwangerschaft initiiert werden. Vor Beginn einer ART sollten entsprechende diagnostische Schritte ­eingeleitet werden, um mögliche therapierbare Fertilitätsfaktoren zu identifizieren.

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edes achte Paar bleibt ungewollt kin­ derlos, wobei eine eingeschränkte Fruchtbarkeit beziehungsweise Un­ fruchtbarkeit Frauen und Männer glei­ chermaßen betrifft. Auch wenn die mög­ lichen Risikofaktoren auf Seiten der Frau und des Mannes mannigfaltig sind, bleibt dennoch etwa ein Drittel unge­ klärt. Aufgrund der Tabuisierung des Themas sind die Paare psychisch extrem belastet und wenden sich erst spät an eine Spezialeinrichtung.

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Bei Patientinnen über 35 Jahren sollte aufgrund der altersabhängigen abneh­ menden Schwangerschaftsraten bereits nach sechs Monaten eine weiterführen­ de Diagnostik und gegebenenfalls Inter­ vention durchgeführt werden, in Verbin­ dung mit einer zeitnahen Anbindung an ein reproduktionsmedizinisches Zent­ rum. Bei jüngeren Paaren kann entspre­ chend länger abgewartet werden. Es bedarf einer differenzierten Dia­ gnostik, umfassenden Beratung und

multimodalen Therapie. Dabei können sich die Grenzen zwischen Diagnostik und Therapie verschieben, weshalb die Begleitung von Paaren vor, während und nach einer ART eine multidisziplinäre Herausforderung darstellt. Der folgende Übersichtsartikel soll die diagnostischen und therapeutischen In­ terventionen vor einer In-vitro-Fertili­ sation (IVF) oder intrazytoplasmati­ schen Spermieninjektion (ICSI) im Fo­ kus der aktuellen AWMF-S2k-Leitlinie praxisrelevant aufzeigen und diskutie­ ren.

Inzidenz und Definition Das Practice Committee der American Society for Reproductive Medicine defi­ niert Sterilität als das Ausbleiben einer Schwangerschaft trotz regelmäßigem gynäkologie + geburtshilfe  2020; 25 (6)

ungeschütztem Geschlechtsverkehr über einen Zeitraum von zwölf Monaten oder mehr [1]. Bei circa 85–95 % aller Paare tritt bei regelmäßigem Geschlechtsver­ kehr ohne Verhütung innerhalb von zwölf Monaten eine Schwangerschaft ein, bei etwa 5–15 % der Paare ist eine weiterführende Diagnostik notwendig wird [1, 2].

Basismaßnahmen bei Kinderwunsch Die Basismaßnahmen beinhalten eine ausführliche Anamnese mit gynäkolo­ gischer Untersuchung und einer Vagi­ nalsonografie mit besonderem Augen­ merk auf angeborene und erworbene anatomische Anomalien. Im Hinblick auf eine potenzielle Schwangerschaft soll die Prüfung und Beratung bezüglich des Impfstatus erfol­ gen: Insbesondere ein Nachweis der Rö­ teln- und Varizellenimmunität ist obli­ gat durchzuführen. Die Tetanus-Diph­ terie-Pertussis-Impfung sollte alle zehn Jahre aufgefrischt und bei unklarem Impfstatus nachgeholt werden. Bereits vor einer Schwangerschaft wird eine In­ f