Diagnostik und Therapie von Harnwegsinfektionen
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tz1 · F. Wagenlehner2 1 Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsmedizin Mainz,
Johannes Gutenberg- Universität, Mainz 2 Klinik für Urologie, Kinderurologie und Andrologie, Universitätsklinikum Gießen, Gießen
Diagnostik und Therapie von Harnwegsinfektionen Harnwegsinfektionen (HWI) gehören zu den häufigsten bakteriellen Infektionen im Kindesalter. Über 7% aller Mädchen und 1,6% aller Jungen erleiden bereits bis zum Alter von 6 Jahren mindestens eine HWI [21, 32]. Mit Rezidiven muss bei einem Drittel dieser Kinder gerechnet werden.
Diagnose Bei Säuglingen sind die Symptome unspezifisch Beim Neugeborenen können Trinkschwäche, grau-blasses Hautkolorit, Ikterus und Berührungsempfindlichkeit Symptome einer Pyelonephritis oder einer Urosepsis sein. Säuglinge fallen oft nur durch hohes Fieber auf. Bei 6% aller Säuglinge mit „unklarem Fieber“ ohne sonst erkennbaren klinischen Fokus werden HWI diagnostiziert [52]. Durchfälle, Erbrechen oder meningitische Zeichen sind nicht selten und können anfangs zur Fehldiagnose verleiten. Hinweisende Symptome für eine Zystitis sind bei Kindern Pollakisurie und neu einsetzendes Einnässen nach erreichter Harnkontinenz, Dysurie und Unterbauchschmerzen [46]. Bei einer Pyelonephritis können diese Symptome fehlen, und die meist fiebernden Kinder geben stattdessen oft lediglich Bauchschmerzen an, während ältere Kinder mit Pyelonephritis die Beschwerden bereits in den Flankenbereich lokalisieren.
Urindiagnostik Die Art der Uringewinnung ist entscheidend
Bei Kindern mit bereits vorhandener Blasenkontrolle kann Mittelstrahlurin gewonnen werden. Das Intervall zwischen der letzten Miktion und dem Zeitpunkt der Uringewinnung sollte möglichst lang sein, damit den in der Blase befindlichen Keimen genügend Zeit zur Vermehrung gegeben wird. Durch die Reinigung des Genitale und des Perineums vor der Miktion mit Wasser und Seife lässt sich eine Urinkontamination mit periurethralen Keimen und Leukozyten nachweislich reduzieren [50]. Bei Säuglingen und Kindern mit (noch) nicht vorhandener Blasenkontrolle gibt es prinzipiell vier verschiedene Möglichkeiten, Urin zu gewinnen: F Beutelurin: Der Spontanurin wird in einem selbstklebenden Plastikbeutel aufgefangen, der nach Reinigung des Genitale befestigt wird („Beutelurin“).
Idealerweise wird anschließend bei reichlicher Flüssigkeitszufuhr die Miktion abgewartet und der Urin unmittelbar danach verarbeitet. Für die mikrobiologische Untersuchung eignet sich der Beutelurin wegen der sehr häufigen Kontaminationen und falsch-positiven Befunde nicht. F „Clean-catch-Urin“: Um frischen Blasenurin aufzufangen, wird das Kind von einem Elternteil bzw. von einem Mitglied des Pflegeteams mit entblößtem Genitale auf dem Schoß gehalten, nach größerer Trinkmenge die spontane Miktion abgewartet und der Urin mit einem sterilen Gefäß aufgefangen. Diese Methode weist angeblich falsch-positive Ergebnisse in lediglich 5% auf [40]. Sie hat aber den Nachteil des hohen Zeitaufwands und einer damit verbundenen hohen Misserfolgsrate, sodass sie sich für die alltägliche
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