Die Kommunikation mit Krebskranken am Lebensende verbessern

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Prognoseabschätzung und Arzt-Patienten-Gespräch

Die Kommunikation mit Krebskranken am Lebensende verbessern Ein offener Austausch über Therapieziele bei infauster Prognose kann die Lebensqualität von Schwerkranken steigern. Neue Daten liefern Hinweise, wie sich die dafür nötige Kommunikation verbessern lässt. Krebspatienten würden häufig gerade gegen Ende ihres Lebens Therapien erhalten, die sich nicht mit ihren Zielen und Wünschen deckten, berichtete Dr. Chris Manz von der Perelman School of Medicine, Philadelphia, PA/USA. Würden sich dagegen Behandelte und Behandler über Präferenzen und Ziele austauschen, könne das etwa die Lebensqualität erhöhen und Disstress reduzieren. Trotzdem würden nur mit wenigen Patienten „serious illness conversations (SIC)“ geführt, so Manz. Ein Grund dafür sei wohl, dass Ärzte die Prognose von Patienten häufig überschätzen. Er und sein Team haben daher geprüft, ob man Behandler dazu bewegen kann, mehr SIC zu führen, indem man das S­ terberisiko eines Patienten mittels eines Maschinenlernenalgorithmus aus der elektronischen Patientenakte (bestenfalls) akkurater bestimmt (Parikh et al. JAMA Netw Open. 2019;2(10):e1915997). Zudem wurden die Ärzte in der von Manz präsentierten Studie durch automatische Prompts via E-Mail und SMS an die SIC er-

innert (Manz C et al. ASCO. 2020; Abstr 12002). Dabei wurde ihnen auch rückgemeldet, wie viele SIC sie und ihre Kollegen bereits geführt hatten. Für die SIC kam ein Leitfaden zum Einsatz. Acht onkologische Kliniken nahmen an der 16 Wochen dauernden Interventionsstudie teil: 78 Behandler und fast 15.000 Patienten. Vor der Intervention lag die SIC-Rate bei 1,3 % (155 von 12.170 Zusammentreffen mit Patienten waren SIC). Im Zeitraum nach der Intervention stieg sie auf 4,6 % (632/13.889). Gemäß einer adjustierten ITT-Analyse führte die Intervention damit zu einer signifikanten Zunahme der SIC (adjustierte OR 2,02; p = 0,001). Bei Hochrisikopatienten, die vielleicht am deutlichsten vom SIC profitieren, war der Effekt stärker: adjustierte OR 2,72; p 0,001. Auch die Zahl des Advanced Care Plannings habe zugenommen, so Manz. In Follow-ups müsse sich nun zeigen, wie stabil der Effekt ist und ob Patienten von den SIC profitieren.  Moritz Borchers Hinweis: Kongressdossier zum Annual Meeting der American Society of ­Clinical Oncology: https://www.springermedizin.de/asco2020/18039762 Quelle: ASCO 29.–31.5.2020, Orals 12002: Effect of integrating machine learning mortality estimates with behavioral nudges to increase serious illness conversions among patients with cancer

PNEUMONEWS . 2020; 12 (5)

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