Dislozierter Oberarmbruch: Gute Ergebnisse auch mit Orthese
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ei dislozierten Oberarmschaftfrakturen geht heute der Trend klar zur operativen Versorgung. Pseudarthrosen lassen sich damit weitgehend vermeiden. Andererseits riskiert man mit dem invasiven Vorgehen Infektionen oder iatrogene Nervenlähmungen. Im Einzelfall stellt sich daher immer die Frage, ob der Patient nicht mit einer konservativen Versorgung mittels Orthese besser fährt. Die Evidenz hierzu ist bislang jedoch gering. In einer randomisierten Studie hat ein Team aus Finnland um Lasse Rämö nun die beiden Verfahren bei Patienten mit geschlossener dislozierter Humerusschaftfraktur gegenübergestellt. Das Ergebnis ist ein Patt, zumindest im Hinblick auf den primären Endpunkt, den DASH-Score (Disabilities of Arm, Shoulder and Hand Score): Hier lag der mittlere Wert in der Gruppe mit offener Reposition und Plattenosteosynthese (n = 38) nach einem Jahr bei 8,9 Punkten, in der Gruppe, die lediglich eine funktionelle Orthese erhalten hatte (n = 44), bei 12 Punkten. Der Unterschied ist nicht signifikant. Als klinisch relevant gilt eine Differenz von mindestens 10 Punkten auf der 100-PunkteSkala. Allerdings entwickelte immerhin jeder vierte konservativ behandelte Patient innerhalb von zwölf Monaten eine Pseudarthrose. Anders die Patienten in der Operationsgruppe: Hier verlief die Heilung in allen Fällen zufriedenstellend. Die operierten Patienten durften ihren Arm unmittelbar nach dem Eingriff bewegen, sollten ihn aber sechs Wochen lang nicht belasten. Die konservative Behandlung sah neben der Orthese ein Rehabilitationsprogramm vor, in dem nicht belastende Bewegungen von Ellbogen und Hand sowie Pendelbewegungen der Schulter sofort möglich waren. Nach drei Wochen konnten angeleitete Schulterübungen durchgeführt werden, nach sechs Wochen durften die Patienten allmählich Orthopädie & Rheuma 2020; 23 (5)
wieder belasten. Im Anschluss an die Operation traten drei Fälle einer N.-radialis-Lähmung auf, die jedoch jeweils innerhalb von einem Jahr wieder verschwunden war. Wundinfektionen, die einer antibiotischen Behandlung bedurften, wurden bei zwei der operierten Patienten registriert. Die Daten zeigten, dass der Heilungsverlauf nach initialer Operation schneller vonstatten gehe und besser vorhersagbar sei als mit einer funktionellen Orthese, so die Autoren. Im Constant-Murley-Score, der Schulterschmerzen, Alltagsaktivitäten, Range of Motion (ROM) und Kraft im betroffenen Arm misst, betrug die Differenz auf der 100-PunkteSkala nach sechs Wochen knapp 31 Punkte: ein signifikanter Unterschied zugunsten der Operationsgruppe. Nach drei Monaten war die Differenz allerdings auf 15 und nach einem halben Jahr auf knapp 9 Punkte geschrumpft. Fazit: Bei geschlossener dislozierter Humerusschaftfraktur führt die konservative Behandlung zu ähnlich guten funktionellen Ergebnissen wie Operation und Plattenosteosynthese. Die Rate der Pseudarthrosen war in der konservativen Gruppe aber deutlich höher und die Heilung dauerte länger als nach einer Operation. Die Autoren empfehlen, die Entscheidung im Einzelfall gemeinsam mit dem Patienten zu tre
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