Einfach und praktisch: Gerinnungsmanagement beim Trauma ohne viskoelastische Testverfahren
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rinnungsstörungen bei Trauma (traumainduzierte Koagulopathie [TIC]) als plasmatische, das heißt gerinnungsfaktorassoziierte Störung, aber auch als Störung der zellulären Gerinnung, besonders der Thrombozytenfunktion bzw. -zahl, kommen bei Traumapatienten regelhaft vor und haben einen ungünstigen Einfluss auf die Prognose [2, 7, 8, 10, 13, 14, 16]. Die TIC ist ein eigenständiges multifaktorielles Krankheitsbild hervorgerufen durch eine Kombination aus Blutungsschock, gewebeverletzungsinduzierter Thrombomodulinfreisetzung, Bildung von Thrombin-Thrombomodulin-Komplexen und Aktivierung der Antikoagulation und Fibrinolyse [1, 15, 19]. Weiterhin ist das „Verbluten“ eine der häufigsten vermeidbaren Todesursachen beim schweren Trauma, weshalb schwere traumatische Blutungen einer frühen konsequenten Therapie bedürfen [3, 10, 20]. Daher wurde in den letzten Jahren das ABCDE-Schema („airway, breathing, circulation, disability, environment“/Atemweg, (Be-)Atmung, Kreislauf, neurologisches Defizit, Umgebung) des Advanced Trauma Life Support (ATLS ) bzw. des Prehospital Trauma Life Support (PHTLS ) modifiziert, indem durch Voranstellen des Buchstabens C in ATLS („catastrophic haemorrhage“; C-ABCDE) und X in PHTLS („exsanguinating haemorrhage“; X-ABCDE) der sofortigen Kontrolle lebensbedrohlicher Blutungen die höchste Priorität zugeschrieben wird [5].
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P. Hilbert-Carius · H. Wrigge · R. Koch Klinik für Anästhesiologie, Intensiv-, Notfallmedizin und Schmerztherapie, BG Klinikum Bergmannstrost Halle gGmbH, Halle (Saale), Deutschland
Einfach und praktisch: Gerinnungsmanagement beim Trauma ohne viskoelastische Testverfahren
Externe Blutungen können durch manuelle Kompression, Wundtamponade („packing“), z. B. in Kombination mit Hämostyptika und Anlage eines Druckverbands, oder, falls diese Maßnahmen nicht ausreichen, bei Extremitätenblutungen durch die Anlage eines Tourniquets kontrolliert werden [10]. Bei nicht komprimierbaren Blutungen des Körperstamms, etwa bei intraabdominellen oder schweren Beckenblutungen, bestehen aktuelle Therapiestrategien in einer permissiven Hypotension, der Anlage einer Beckenschlinge und dem schnellen Transport in die Klinik zur chirurgischen Versorgung und Blutstillung [19]. Bei Kreislaufinstabilität und erwartetem Transfusionsbedarf sollte Tranexamsäure (TXA) möglichst frühzeitig schon innerhalb der ersten Stunde angewendet werden [9, 19]. An dieser Stelle soll noch erwähnt werden, dass die beste Gerinnungs- und Transfusionstherapie nur erfolgreich sein kann, wenn eine zeitnahe chirurgische Blutungskontrolle und suffiziente Volumen-/Schocktherapie erfolgen.
Eine erste Gerinnungs»therapie muss oft erfolgen, bevor Standardtestergebnisse vorliegen
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Weiterhin ist es notwendig, bei entsprechenden Blutungen das durch die TIC verminderte Gerinnungspotenzial
wiederherzustellen und zu optimieren. Die aktuelle S3-Leitlinie Polytrauma/ Schwerverletzten-Behandlung und die europäische Leitlinie zum Management von schweren Blutungen nach Trauma empfehlen hier eine Orientierung an viskoelastischen Testverfahren
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