Einfluss der Behandlungscompliance auf den Erfolg der Radiochemotherapie des Analkarzinoms

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REPORT


LITERATUR KOMMENTIERT

Einfluss der Behandlungscompliance auf den Erfolg der Radiochemotherapie des Analkarzinoms Daniel Martin1 · Claus Rödel1 · Emmanouil Fokas1 © Der/die Autor(en) 2020

Hintergrund und Ziel der Arbeit Die simultane Radiochemotherapie (RCT) gilt als Standardtherapie für Patienten mit Analkarzinom, ist allerdings auch mit nicht unerheblichen Nebenwirkungen assoziiert, die u. U. eine Unterbrechung bzw. einen vorzeitigen Abbruch der RCT erfordern und dadurch die Prognose der Patienten potenziell verschlechtern. Die Autoren der hier kommentierten Arbeit untersuchten an einem großen, populationsbezogenen Patientenkollektiv die Häufigkeit von Unterbrechungen/Abbruch der RCT und deren Bedeutung für die Tumorkontrolle. Außerdem sollten Faktoren identifiziert werden, die mit einer verminderten Compliance assoziiert sind. Patienten und Methoden In der Ontario Cancer Registry wurden zwischen 2007 und 2015 insgesamt 1125 Patienten mit Analkarzinom identifiziert, welche eine Standard-RCT in kurativer Intention erhielten. Als Unterbrechung wurde eine Therapiepause von mehr als 7 Tagen gewertet. Die Radiotherapie galt als nichtkomplett, wenn als Gesamtdosis nicht zumindest 45 Gy erreicht wurden; als vollständig durchgeführte simultane Chemotherapie galten zwei Gaben von 5-Fluorouracil im Mindestabstand von 2 Wochen und zumindest eine Gabe von Mitomycin oder Cisplatin. In einer multivariablen Analyse wurden das Alter, das Geschlecht, die Komorbidität, der sozioökonomische Status, der HIV-Status sowie das Tumorstadium adjustiert.

Originalpublikation Raphael MJ, Ko G, Booth CM et al (2020) Factors Associated With Chemoradiation Therapy Interruption and Noncompletion Among Patients With Squamous Cell Anal Carcinoma. JAMA Oncol. https://doi.org/10.1001/jamaoncol. 2020.0809  Dr. med. Daniel Martin

[email protected] 1

Klinik für Strahlentherapie und Onkologie, Universitätsklinikum Frankfurt, Goethe-Universität Frankfurt, Theodor-Stern-Kai 7, 60590 Frankfurt, Deutschland

Ergebnisse Behandlungsunterbrechungen gab es bei 262 (23 %) der 1125 Patienten. Bei 199 (18 %) Patienten wurde nur eine Gesamtdosis von 70 Jahre) und solche mit mehr Komorbiditäten eine niedrigere Wahrscheinlichkeit hatten, die komplette RCT zu erhalten, ist wenig überraschend. Interessanterweise bestätigt diese Arbeit aber erneut, dass eine HIV-Erkrankung nicht mit Unterbrechungen oder in-

K

Strahlenther Onkol

kompletter RCT assoziiert ist und daher die Standard-RCT bei HIV-Patienten mit Analkarzinom gemäß den aktuellen Behandlungsleitlinien ohne Einschränkung und ohne Dosiskompromisse empfohlen wird [1]. Interessant wäre gewesen, ob die Rate an Therapieunterbrechungen und -abbrüchen auch mit der jährlichen Patientenzahl pro Zentrum assoziiert ist. Ein solcher Zusammenhang wurde bereits in einer Untersuchung der amerikanischen National Cancer Database gezeigt [2], und dient als Hinweis auf den prognostischen Wert von ärztlicher Erfahrung. Weitere Gründe für die kompromittierte RCT können aufgrund der Registerdaten leider nicht genannt werd