Feministische Demokratiekritik: Geschlechterforschung als Theorie der Demokratisierung

Die altehrwürdige Idee der Demokratie war stets begleitet von Kritiken der Exklusion, die von jenen formuliert wurden, die jeweils nicht zum Demos gehören durften. Heute streiten Theoretikerinnen wie Anne Phillips und Iris Marion Young für die weltweite g

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REPORT


Zusammenfassung

Die altehrwürdige Idee der Demokratie war stets begleitet von Kritiken der Exklusion, die von jenen formuliert wurden, die jeweils nicht zum Demos gehören durften. Heute streiten Theoretikerinnen wie Anne Phillips und Iris Marion Young für die weltweite gerechte Teilhabe von Frauen und anderen „Anderen“ an den Verfahren der verfassten Demokratie. Schlüsselwörter

Partizipation • Inklusion • Exklusion • Faire Repräsentation • Engendering Democracy

Inhalt 1 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 Ideen- und Realgeschichte der neuzeitlichen Demokratie und ihre feministische Kritik . . . . 3 Fazit und Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Einleitung

In ideen- und realgeschichtlichen Dimensionen betrachtet gehören Frauen erst seit Kurzem zu Theorie und Praxis der Demokratie: Demokratiekritik formulieren feministische Theoretikerinnen seit mehr als zwei Jahrhunderten, demokratische Teilhabe praktizieren Bürgerinnen seit durchschnittlich etwa einem Jahrhundert. Dass Frauen damit vergleichsweise demokratische „Neulinge“ sind, schärft ihren Blick B. Holland-Cunz (*) Fachbereich 03, Institut für Politikwissenschaft, Justus-Liebig-Universität Gießen, Gießen, Deutschland E-Mail: [email protected] # Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2017 B. Kortendiek et al. (Hrsg.), Handbuch Interdisziplinäre Geschlechterforschung, Geschlecht und Gesellschaft, https://doi.org/10.1007/978-3-658-12500-4_24-1

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B. Holland-Cunz

für demokratiepolitische Mängel und Potenziale. Einige große Linien und wichtige Etappen von Demokratieentwicklung und -kritik bilden den Fokus der folgenden Darstellung.

1.1

2500 Jahre Demokratie und Demokratiekritik

In der überlieferten Menschheitsgeschichte gibt es wohl kaum ein Konzept, das ideen- und realgeschichtlich vergleichbar alt und einflussreich ist und zugleich in den 2500 Jahren seiner Existenz so vielfältigen Transformationen und Modifikationen unterworfen war wie „die Demokratie“. Wie Menschen in Gesellschaften zusammenleben wollen, steht überall am Anfang allen Denkens und Handelns. Aber nicht nur das Demokratiekonzept selbst ist altehrwürdig, auch seine Kritik gehört als die andere Seite der Medaille dazu. Spätestens seit dem Beginn der europäischen Neuzeit entwickelt sich die Demokratiekritik als ständige Begleiterin, denn der gewichtige demokratische Anspruch fordert seine Realitätskontrolle heraus. Durch die Jahrhunderte hindurch lautet die Frage stets, ob in der Herrschaft (kratein: herrschen) des Volkes (‚demos‘) tatsächlich alle AkteurInnen inkludiert sind und ob diese Herrschaft