Guter Schlaf im besten Alter

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REPORT


W. Cassel1 · P. Cassel2 1

Zentrum für Innere Medizin, SP Pneumologie, Schlafmedizinisches Zentrum, Klinikum der PhilippsUniversität, Marburg, Deutschland 2 Frauenarztpraxis Dr. Cassel & Dr. Wagner, Gießen, Deutschland

Guter Schlaf im besten Alter Chronische Ein- und Durchschlafstörungen sind schwere Erkrankungen mit weitreichenden Folgen nicht nur für die Lebensqualität. Dauerhaft schlechter Schlaf führt oft zu Depressionen und erhöht das Risiko für viele Erkrankungen, von Schnupfen über Demenz bis hin zu Krebs. Insomnien nehmen besonders bei Frauen in der Zeit um die Menopause deutlich zu. Wir sollten daher dringend versuchen, die spezifischen Schlafstörungen dieser Lebensphase besser zu verstehen und etwas für guten Schlaf zu tun.

Schlafregulation – die Funktion der inneren Uhr Etwa seit der Jahrtausendwende wurden wichtige den Schlaf beeinflussende Faktoren aufgeklärt. Schlaf ist nicht allein homöostatisch geregelt, sondern es gibt eine Vielzahl miteinander interagierender Faktoren, die den Schlaf regulieren. Der dabei wichtigste Einzelfaktor ist Licht. 1998 wurde erstmals beschrieben [1], dass eine Untergruppe (etwa 1–3 %) der auf der lichteinfallzugewandten Seite der Retina sitzenden retinalen Ganglienzellen nicht nur, wie andere retinale Ganglienzellen, visuelle Information aus Stäbchen und Zapfen verschalten und zum visuellen Kortex weiterleiten. Diese besonderen Zellen sind selbst lichtsensibel, und sie projizieren nicht bzw. nur sehr eingeschränkt in den visuellen Kortex, sondern die von ihnen ausgehenden Nervenfasern zweigen an der Kreuzung der Sehnerven in den darüber liegenden Dieser Beitrag wurde in der Zeitschrift Gynäkologische Endokrinologie 2019 · 17:49–55, https:// doi.org/10.1007/s10304-018-0221-z erstveröffentlicht. Zweitpublikation mit freundlicher Genehmigung der Autoren.

suprachiasmatischen Nukleus (SCN; [2]) ab. Der SCN regelt u. a. die Sekretion des Hormons Melatonin in der Zirbeldrüse. Melatonin wird bei gesunden Menschen fast ausschließlich nachts sezerniert. Die Melatoninausschüttung wird durch 2 Faktoren bestimmt: Relative Dunkelheit für etwa 90 Minuten gibt die Melatoninausschüttung frei. Zudem existiert ein auf etwa 24 Stunden getakteter Rhythmusgenerator im SCN, der Melatoninsekretion bewirkt. Durch die Kombination dieser beiden Signale steigt meist ab etwa 21:00 Uhr die Melatoninsekretion deutlich an [3]. Im SCN selbst gibt es Melatoninrezeptoren, die ständig den Melatoninspiegel im Blut messen. Etwa 1 bis 2 Stunden nach Beginn der Melatoninsekretion erreicht diese ihren steilsten Anstieg. Dies wird im SCN detektiert und als Taktsignal für den 24-Stunden-Rhythmus-Geber verarbeitet [4], sodass bei gesunden Menschen der unter Lichtentzugsbedingen meist in einem etwas über 24 Stunden langen Rhythmus laufende Rhythmusgeber immer wieder auf einen 24-StundenTag synchronisiert wird. Diese Rückkoppelung stellt unter Normalbedingungen einen stabilen 24-Stunden-Rhythmus sicher, ermöglichtaberauchdie Anpassung der inneren Uhr, z. B. nach einem Interkontinentalflug [5]. Durch das gegenüber dem Au