Lebertransplantation durch Lebendspende

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REPORT


H.-M. Tautenhahn1,2 · F. Rauchfuß1 · A. Ali Deeb1 · A. Bauschke1 · U. Settmacher1 1 2

© Springer Medizin Verlag GmbH, ein Teil von Springer Nature 2020 Redaktion U. Settmacher, Jena

In den 1960er-Jahren erstmals von T. Starzl klinisch durchgeführt, hat sich die Lebertransplantation inzwischen zum „Goldstandard“ der Therapie ohne wirkliche Alternativen bei einer Vielzahl terminaler Lebererkrankungen entwickelt. Der Mangel an Spenderorganen weltweit zeigt einen Bedarf, der durch postmortale Spenderorgane nicht zu decken ist. Die Lebendspende stellt einen möglichen Ausweg aus diesem Missverhältnis dar. Der folgende Artikel beleuchtet die Methode der Leberlebendspende im Erwachsenenalter näher, zeigt die Möglichkeiten und Grenzen und zieht einen Vergleich zu anderen Ländern der Welt.

Indikation zur Leberlebendspende Prinzipiell unterscheidet sich die Indikation zur Transplantation nicht von der für Patienten, die mit einer postmortalen Spende versorgt werden. Sie ist in Deutschland subsidiär, d. h. der Transplantation postmortaler Organe nachgeordnet. Alle Patienten, die mit einer Lebendspende versorgt werden, werden zunächst als potenzielle Empfänger eines postmortalen Organs bei Eurotransplant gelistet. Da bei der Leberlebendspende methodisch bedingt nur ein Teil der Leber für den Empfänger zur Verfügung steht, eignet sich diese Methode nur bedingt für Patienten mit einer sehr weit fortgeschrittenen Organdysfunktion bzw. einem hohen MELD(Model of End stage Liver Disease)-Score.

Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie, Universitätsklinikum Jena, Jena, Deutschland Research Programme „Else Kröner-Forschungskolleg AntiAge“, Universitätsklinikum Jena, Jena, Deutschland

Lebertransplantation durch Lebendspende Seit 2006 erfolgt die Allokation der Lebern durch Eurotransplant nach Dringlichkeit über das MELD-System. Grundlage für dieses System bildet die Arbeit von Malinchoc et al. zum TIPS (transjugulärer intrahepatischer portosystemischer Shunt) bei terminaler Leberinsuffizienz [21]. Plan des Systemwechsels von der Wartezeit zur Dringlichkeit war es, die Wartelistensterblichkeit zu senken. Anhand der 3 Laborwerte Bilirubin, Kreatinin und INR (International Normalized Ratio) erfolgt die Einordnung in eine Dringlichkeit. Mehrere Studien haben die Auswirkung des Wechsels des Allokationssystems auf die Wartelistensterblichkeit sowie das Organund Patientenüberleben untersucht. Während die Wartelistensterblichkeit in der Gesamtkohorte aller Patienten wie erwartet signifikant gesunken ist, zeigten Subgruppenanalysen, dass ein Teil der Patienten auf der Leberwarteliste eine deutliche Verlängerung der Wartezeit auf ein Spenderorgan durch die Systemumstellung erfuhr. Um die Chancengleichheit für diese „MELDVersager“ wieder herzustellen, wurden Standardausnahmekriterien („standard exception“, SE) definiert [2]. Erfüllt ein Patient diese Kriterien, z. B. bei rezidivierenden Infektionen der Gallenwege, so erhält er auf der Warteliste Sonderpunkte. Patienten, die weder von der regulären Allokation (labMELD) noch von den SE-K