Literatur
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Heike Gfrereis (Hrsg.)
Literatur
Verlag J. B. Metzler Stuttgart · Weimar
IV ..............................................................................................................................................
Inhalt Artikel A -Z Abkürzungen Die wichtigsten Grundbegriffe im systematischen Überblick
1 189 190
Absolute Dichtung 1 .........................................................................................................................................................
A
Abenteuerroman, seit der Antike wichtiger Typus des ä Romans: eine lokkere Folge relativ selbständiger, um einen Helden gruppierter Geschichten; oft in einen zyklischen Handlungsrahmen (Finden/Trennen/Wiederfinden eines Liebespaars o. ä.) eingebunden, meist in volkstümlich-realistischem Stil. Charakteristisch: Das Motiv der freiwilligen oder erzwungenen Reise, die den Helden in die unbekannte Fremde (über den Ozean, in den Wilden Westen, auf eine einsame Insel) führt und seine zahlreichen Abenteuer begründet, wobei ›Zeit‹ und ›Raum‹ (ä Chronotopos) nur die narrativen Funktionen ›Mittel der Handlungsverknüpfung‹ und ›Schauplatz der Handlung‹ erfüllen und von der Antike bis ins 18. Jahrhundert außerhalb historisch, biographisch oder geographisch bestimmbarer RaumZeit-Vorstellungen liegen (ä Motivation von hinten). Wenn sich z. B. in Longos’ Daphnis und Chloe (Ende 2./Anfang 3. Jh. n. Chr.) oder Heliodors Aithiopika (3. Jh. n. Chr.) die Liebenden nach einer oft jahrzehntelangen Trennungszeit und einer fast endlosen Kette von Entführungen, Kämpfen, Schiffbrüchen, Prüfungen u. a. am Ende wiederfinden, dann sind sie so jung und schön wie zu Beginn: Die Zeit ist spurlos an ihnen vorübergegangen, der Moment, in dem sie sich wiederfinden, deckt sich mit dem Moment, in dem sie sich auf den ersten Blick ineinander verliebten. Im Unterschied zum ä Detektivroman, der mit fortlaufender Handlung ein Geschehen der Vergangenheit (den Tathergang) enthüllt; hier ist die Zeit das Thema (der Mord ist ein Einschnitt in die Zeit, nichts ist nach ihm so, wie es vorher war) und der Raum Voraussetzung und Zeuge der Tat (der historisch, geographisch und biographisch genau bestimmte Tat-Ort kann gegen keinen anderen ausgetauscht werden).
Beispiele für Variationen des Abenteuerroman-Schemas: die Homer zugeschriebene Odyssee (ä Epos), die ä Artusdichtungen des Mittelalters, die ä Spielmannsdichtungen, ä Amadisromane und ä Volksbücher (z. B. Fortunatus, Til Eulenspiegel) der frühen Neuzeit, die ä Schelmenromane und ä heroischgalanten Romane des Barock, im 18. Jahrhundert D. Defoes Robinson Crusoe, Chr. A. Vulpius’ Rinaldo Rinaldini, im 19. Jahrhundert die Indianer- und Zukunftsromane (K. May, L. Stevenson, J. F. Cooper, J. Verne), im 20. Jahrhundert die Liebes-, Ärzte-, Wildwestromane der Trivialliteratur. Beispiele für kunstvolle Weiterentwicklungen: Apuleius: Der Goldene Esel (3. Jh. n. Chr.); M. Cervantes: Don Quijote (1606); Chr. von Grimmelshausen: Simplicissimus (1669); H. Fielding: Tom Jones (1749), J. W. von Goethe: Wilhelm Meisters Lehrjah
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