Aktuelle Literatur zur Embryonenethik
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Aktuelle Literatur zur Embryonenethik Lars Klinnert
© Der/die Autor(en) 2020
Sammelrezension Jürgen Boomgarden: Aus Gottes Hand. Der Status des menschlichen Embryos aus evangelischer Sicht (Religion, Theologie und Naturwissenschaft/ Religion, Theology and Natural Science 32), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2019, 235 S., ISBN 978-3-525-57072-2, C 70,00. Daniel Hornuff/Heiner Fangerau (Hg.): Visualisierung des Ungeborenen. Interdisziplinäre Perspektiven, Paderborn: Wilhelm Fink 2020, 290 S., ISBN 978-3-77055585-7, C 99,00. Theresia Theuke: Der Embryo und die Menschenwürde. Der Wandel des Menschenwürdebegriffes im Kontext bioethischer Debatten (Wertewandel im 20. Jahrhundert 4), Berlin/Boston: de Gruyter Oldenbourg 2019, 375 S., ISBN 978-3-11062759-6, C 54,95.
Vor allem im Zuge der anhaltenden Diskussion um die eher notdürftige Neuregelung des § 219a StGB, aber etwa auch hinsichtlich der unbestreitbaren Notwendigkeit einer grundlegenden Überarbeitung des 30 Jahre alten Embryonenschutzgesetzes wird gegenwärtig wieder einmal der moralische und rechtliche Status des ungeborenen Lebens in öffentlichen Debatten thematisiert. Dabei stellt sich nicht nur die Frage, welcher Schutzanspruch menschlichen Embryonen in vitro wie in utero im Verhältnis zur reproduktiven Selbstbestimmung von Frauen und Männern (noch) zukommt, sondern auch anhand welcher philosophischen Argumente und lebensweltlichen Erfahrungen er sich gegebenenfalls plausibilisieren lässt. Drei Neuerscheinungen – allesamt flüssig geschrieben und ansprechend gestaltet – blicken unter diskurs- und kulturgeschichtlichen sowie theologischen Aspekten referierend und analysierend L. Klinnert () Evangelische Hochschule Rheinland-Westfalen-Lippe, Immanuel-Kant-Str. 18–20, 44803 Bochum, Deutschland E-Mail: [email protected]
L. Klinnert
auf vergangene Entwicklungen zurück, woraus sich auch für mit der Thematik vertraute Leserinnen und Leser schon angesichts der schieren Materialfülle allerhand neue Erkenntnisse ergeben. Zugleich werden (jeweils in unterschiedlicher Intensität) eigenständige Perspektivierungen entfaltet, aus denen sich argumentative Impulse für gegenwärtige und zukünftige Problemstellungen gewinnen lassen. In ihrer Mainzer Dissertation unternimmt die Historikerin Theresia Theuke mit den hermeneutischen Methoden der „historischen Wertewandelsforschung“ (29) eine quellenintensive Diskursanalyse über die wissenschaftliche, parlamentarische und öffentliche Verwendung des Menschenwürdebegriffs anlässlich der rechtlichen Regulierung von ethischen Konflikten rund um den Lebensanfang. Anhand exemplarischer Debatten in der Bundesrepublik Deutschland zwischen 1968 und 2011 arbeitet sie vier Entwicklungsphasen hierzu heraus. So wurde in der Abtreibungsdebatte der frühen siebziger Jahre die biologische Einsicht eines mit der Kernverschmelzung gegebenen Lebensanfangs einerseits geradezu selbstverständlich anerkannt, womit andererseits jedoch nur in Ausnahmefällen – am ehesten noch von konfessioneller Seite – ein ethischer und rechtlicher Würdeanspruch in Ve
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