Luhmanns systemtheoretischer Bezugsrahmen II: Kommunikation als Funktion sozialer Systeme
Nachdem ich nun mit Hilfe der grundlegenden begriffskonstitutiven Komponenten der Luhmannschen Systemtheorie, wie dem Paradigma der Autopoiesis, dem System- und Komplexitätsbegriff sowie den Konzepten Beobachtung und operative Geschlossenheit den systemth
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Luhmanns systemtheoretischer Bezugsrahmen II: Kommunikation als Funktion sozialer Systeme
4 Luhmanns systemtheoretischer Bezugsrahmen II
"Der Sinn des kausal begriffenen Prozesses ist weder Energie noch Gesetzlichkeit, sondern Information".971 "'Information' ist ein relatives Konzept".972
Nachdem ich nun mit Hilfe der grundlegenden begriffskonstitutiven Komponenten der Luhmannschen Systemtheorie, wie dem Paradigma der Autopoiesis, dem System- und Komplexitätsbegriff sowie den Konzepten Beobachtung und operative Geschlossenheit den systemtheoretischen Bezugsrahmen in seinen Grundzügen abgesteckt habe, soll im folgenden Abschnitt der Kommunikationsbegriff Luhmanns herauspräpariert werden. Aufgrund der Auseinandersetzung Luhmanns sowohl mit dem informationstheoretischen Kommunikationsbegriff als auch mit den kybernetischen Modellbildungen, knüpft dieser Abschnitt systematisch an die eingangs dargestellten Basistheorien und den damit verbundenen Problemkomplex der kybernetischen Grundlagen an, den ich bereits ausführlich analysiert habe.973 Das systemtheoretische Verständnis von Kommunikation wird dann zentral für die später angestrebte Integration mit dem handlungstheoretischen Ansatz in der Frage nach einem differenzierungstheoretischen Konzept rhetorischen Handelns und strategisch-persuasiver Kommunikation.
971 Luhmann 1970b, S. 129. 972 Foerster 1985a, S. 85. 973 Vgl. Abschn. 2.3, S. 196 ff. dieser Arbeit.
T. Schmohl, Persuasion unter Komplexitätsbedingungen, DOI 10.1007/978-3-658-11787-0_6, © Springer Fachmedien Wiesbaden 2016
274
Teil I: Analytische Rekonstruktion der systemtheoretischen Grundlagen
4.1 Basisprämissen des systemtheoretischen Kommunikationsbegriffs "Will man Operationen in Gang setzen, muß man eine Selektion durchführen".974
Für Luhmanns Kommunikationskonzept ist das systemtheoretische Steuerungsparadigma von zentraler Bedeutung. Ebenso stellt dieses Paradigma (wie ich noch zeigen werde) eine Schnittstelle für ein integratives Persuasionskonzept dar. Im Folgenden werde ich daher Kommunikation als systemtheoretisches Konzept im Hinblick auf eine steuerungstheoretische Fokussierung näher betrachten. Meine Darstellung erfolgt auf Grundlage dreier systemtheoretischer Basisannahmen, die ich aus der vorangegangenen Darstellung ableite: Erstens erfolgt die Darstellung unter Annahme eines Selbstreferenzpostulats, das besagt, dass autopoietische Systeme rekursiv operieren und dabei stets auf systemeigene Elemente und Relationen verweisen. Zweitens unter Annahme eines Strukturdeterminationspostulats: Es besteht in der These, dass das Systemverhalten durch die Beschaffenheit und die Selektionen des eigenen Systems festgelegt werden. Drittens unter Annahme eines Komplementaritätspostulats, mit dem ausgedrückt ist, dass zumindest insoweit Homogenität der Sinnselektionen interagierender Systeme vorausgesetzt werden kann, als dass wechselseitige Verständigung und reziproke Orientierungen möglich werden. 4.1.1 Kommunikation als Prozessieren von Selektionen Kommunikation dient sozialen Systemen dazu, "in
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