Metabolische Azidose

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REPORT


Intensivmedizin und Notfallmedizin

Übersichten Med Klin Intensivmed Notfmed https://doi.org/10.1007/s00063-019-0538-y Eingegangen: 27. August 2018 Überarbeitet: 12. Dezember 2018 Angenommen: 15. Januar 2019 © Springer Medizin Verlag GmbH, ein Teil von Springer Nature 2019 Redaktion M. Buerke, Siegen

Die Stabilisierung des pH-Werts in engen Grenzen und die Regulation des SäureBasen-Haushalts ist eine der zentralen Regulationsmechanismen des Organismus. Azidosen sind bei kritisch kranken Patienten mit einer Inzidenz von 14 % bis zu 64 % sehrhäufig [16]und dasAuftreten einer Azidose ist mit einer verschlechterten Prognose assoziiert [27]. Ein Verständnis der Pathophysiologie ist für die Einleitung einer korrekten Therapie unerlässlich. Zudem sind verschiedene Ätiologien der metabolischen Azidose in unterschiedlicher Weise mit der Prognose assoziiert – es scheint die zugrunde liegende Erkrankung entscheidender zu sein als der absolute pH-Wert im Plasma [6]. Diese Übersicht basiert dabei auf dem klassischen bikarbonat-zentrierten Ansatz nach dem in der Henderson-Hasselbalch-Gleichung beschriebenen Zusammenhang zwischen pH und Bikarbonat, der nach wie vor die dominierende Methode zur Diagnose und Behandlung von Säure-Basen-Störungen ist. Kohlenstoffdioxid (CO2) und Bikarbonat (HCO3) stellen dabei die entscheidende Verbindung zwischen respiratorischen und metabolischen Puffersystemen dar. Auf der metabolischen Seite ist die Niere zentral durch Bikarbonatproduktion und -ausscheidung beteiligt, während auf der respiratorischen Seite die Lunge durch Elimination von CO2 kompensatorisch über die Senkung des paCO2 regulierend wirkt [16]. Ist dieses Gleichgewicht gestört, ist es insbesondere bei kritisch kranken Patienten entscheidend, schnell die Ursachen zu identifizie-

S. Schricker1 · M. Schanz1 · M. D. Alscher1 · M. Kimmel2 1 2

Allgemeine Innere Medizin und Nephrologie, Robert-Bosch-Krankenhaus, Stuttgart, Deutschland Klinik für Nieren-, Hochdruck- und Autoimmunerkrankungen, Alb Fils Kliniken, Göppingen, Deutschland

Metabolische Azidose Diagnostik und Therapie

ren und daraus möglichst zeitnah kausal entsprechende Therapien abzuleiten. Der sog. Stewart-Ansatz, unter Verwendung der Prinzipien der Elektroneutralität und der Massenerhaltung, stellt dabei eine alternative Methode für die Diagnose dieser Störungen dar, indem er die Rolle der „starken Ionendifferenz“ (v. a. Verschiebungen zwischen Chlorid und Natrium), des Kohlendioxidpartialdrucks und das Vorhandensein schwacher Säuren ins Zentrum der Überlegungen stellt [28]. Dieser Ansatz beansprucht für sich, die komplexen Interaktionen der einzelnen physiologisch beteiligten Ionen besser abzubilden, ist dabei gerade in Akutsituationen jedoch häufig in der Anwendung anspruchsvoll. Der grundlegende Unterschied zwischen diesem und dem bikarbonatzentrierten Modell ist, dass Wasserstoffionen (der pH) und Bikarbonat nicht als unabhängige Determinanten des Säure-Basen-Status, sondern als das Ergebnis von Veränderungen in den anderen Systemen betrachtet werden. Die richtige Differenziald