Narziss und Schmollmund
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„Es scheint sich nun doch zunehmend Widerstand gegen die unausgegorenen und vom Gesetzgeber mit Fristen und Drohgebärden belegten Digitalisierungsmaßnahmen zu regen.“
Prof. Dr. med Gerhard Grevers Chefredaktion
Narziss und Schmollmund
I
m Rahmen der finanziellen Unterstützung der Krankenhäuser zur Kompensation Covid-19- bedingter Einnahmeausfälle wird wieder einmal die Schieflage der Krankenhausfinanzierung in Deutschland sichtbar. Pauschale Subventionen für jedes leerstehende Bett von 560 € pro Tag kommen auch Häusern zugute, die ohnehin schwächeln und geschlossen werden müssten. Sie werden aber künstlich am Leben erhalten, um auf Kosten der Allgemeinheit Partikularinteressen zu bedienen und Wählerstimmen zu generieren. In unserem Nachbarland Dänemark hat sich eindrucksvoll gezeigt, dass eine Umstrukturierung der Krankenhauslandschaft mit reduzierter Bettenzahl durchaus mit einer verbesserten Krankenversorgung einhergehen kann. Wie in der FAZ am 07. Februar 2020 zu lesen war, ersetzt beispielsweise Godstrup heute eine einzige, moderne, zentral gelegene und infrastrukturell gut angebundene Klinik fünf kleinere, vormals über die Gesamtfläche verteilte Krankenhäuser und versorgt 300.000 Einwohner in einem Gebiet doppelt so groß wie das Saarland. Dass man dort nicht ganz falsch liegt mit Krankenhauszentrierung und Bettenreduzierung, hat sich auch bei Corona gezeigt. Obwohl Dänemark (bezogen auf 100.000 Einwohner) im Verhältnis zu Deutschland nur über ein Viertel der Intensivbetten verfügt, wurde die Krise zumindest bis dato nicht schlechter gemeistert als hierzulande. Derweil ätzt Georg Baum, seines Zeichens Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krankenhausgesellschaft, gegen die niedergelassene Ärzteschaft und deren Rolle in der Coronakrise: „Wenn’s drauf ankommt, sind die Kliniken die zentrale Anlaufstelle“, wird er vom Ärztenachrichtendienst am 01. Juli 2020 zitiert. Und weiter: „Der niedergelassene Bereich hat in der Krise nicht das geleistet, was bei einer funktionierenden ambulanten Versorgung möglich gewesen wäre“. Ein klassisches „pars pro toto“ – Beispiel wieder einmal für die dumpfbackige Rhetorik eines profilneurotischen Verbandsfunktionärs, die unnötig polarisiert in einer Zeit, in der das Gesundheitswesen besonders auf konstruk-
HNO-NACHRICHTEN 2020; 50 (5)
tive Synergismen zwischen ambulantem und stationärem Bereich angewiesen ist. Schaut man sich die Vita des Mannes an, wird natürlich einiges klar: zwölf Jahre Leiter der Unterabteilung „Gesundheitsversorgung, Krankenhauswesen“ im Bundesministerium für Gesundheit (BMG); davon harte fünf Jahre unter Ulla Schmidt. Das prägt und übersteht wohl kaum jemand ohne bleibende Schäden. Vor lauter Corona geht die Dauerbaustelle Telematik zwar nicht ganz unter, aber wird deutlich weniger bespielt. Da fiel es – außer den Betroffenen – auch kaum auf, dass es um Pfingsten zu teilweise länger anhaltenden Störungen der Telematikinfrastruktur (TI) in rund 80.000 Praxen kam; die Kosten fürs technische Versagen tragen wie nicht anders zu erwarten die Betreiber. N
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