Neuroprotektion bleibt schwierig

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REPORT


Neuen PML-Biomarkern auf der Spur Verschiedene Risikofaktoren für die Entwicklung einer PML unter Therapie mit Natalizumab wie JC-Virus-Nachweis und Therapiedauer über zwei Jahre sind bekannt und bereits in einen Algorithmus zur Risikoabschätzung etabliert. Mindestens ein weiterer könnte bald folgen. Auf die Suche nach dynamischen Biomarkern, die ein Risiko für eine PML unter Natalizumabtherapie anzeigen könnten, hat sich eine multizentrische Arbeitsgruppe um Professor Heinz Wiendl, Münster, anhand von Biomaterialien von 400 Patienten mit Multipler Sklerose (MS) gemacht. Im Querschnittsdesign untersuchen sie Liquorproben zu Beginn der Natalizumabtherapie und mehrmals unter laufender Behandlung, dazu auch eine Subkohorte longitudinal über 18 und mehr Monate. Ihr Augenmerk gilt Oberflächenmolekülen, deren Expression sich im Laufe der Natalizumab-Infusionen deutlich verändert. Dazu gehörten LFA-1, PSGL-1 und L-Selectin auf TZellen im Liquor. Am dramatischsten waren die Veränderungen bei L-Selectin (CD62L), erläuterte Wiendl anlässlich des ECTRIMS in Kopenhagen. Nach einem deutlichen Abfall nach Beginn der Natalizumab-Infusionen erfolgte eine langsame Erholung, die Wiendl als Kompensation interpretiert und für ein Zeichen einer durchgreifenden Veränderung der zellulären Immunantwort hält. Bei der longitudinalen Beobachtung der Sub-

kohorte zeigte sich, dass Patienten mit einer länger anhaltend niedrigen CD62L-Expression der CD4-T-Zellen ein erhöhtes PML-Risiko haben. Tatsächlich wiesen die drei PML-Patienten der Kohorte dramatisch niedrige Werte auf, obwohl sie vor Therapiebeginn eine normale Expression gezeigt hatten – es handelt sich also nicht um einen bereits ursprünglich vorhandenen genetischen Defekt.

Erweiterung der Risikoabschätzung

Die Untersucher schlagen daher vor, nach 18 Infusionen die Antigenexpression von CD62L alle sechs Monate zu testen. Wenn die Werte einen Grenzwert (< 10%) unterschreiten, sollte der Test bereits nach einem Monat wiederholt werden. Bei repetitiv niedrigen Werten sei das Absetzen von Natalizumab zu erwägen. Derzeit werden noch größere Kohorten rekrutiert, um den Test zu validieren und in den bestehenden Algorithmus zur Risikoabschätzung integrieren zu können. Ein Basistest wird das dann aber nicht sein, betonte Wiendl: Der Test sollte frühestens nach zwölf Monaten Behandlung mit Natalizumab erstmals durchgeführt werden. Friederike Klein, freie Medizinjournalistin 29. ECTRIMS-Kongress, Wiendl H et al. Dynamic Biomarkers for Clincial Efficacy and Individual PML Prevention under Natalizumab Therapy, Late Breaking Abstract Session, Kopenhagen, 5.10.2013

Neuroprotektion bleibt schwierig Mit seiner modulierenden Wirkung auf Kainat und NMDA-Rezeptoren sowie der Induktion der Freisetzung neurotropher Faktoren durch Astrozyten ist der Natriumkanal-Blocker Riluzol ein heißer Kandidat zur möglichen Neuroprotektion bei Multipler Sklerose (MS). Doch die entsprechenden Untersuchungen verlaufen frustran. Eine Crossover-Studie (ein Jahr mit respektive ein Jahr ohne Riluzol) mit 13 eingeschlossene