Energiewende: Wo bleibt das langfristige Denken bei der Offshore-Windenergie?
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Analysen und Berichte Klimapolitik
Mirko Kruse*
Energiewende: Wo bleibt das langfristige Denken bei der Offshore-Windenergie? Die Offshore-Windenergie mit Schwerpunkt auf der Nordseeregion und ihren dominierenden Ländern entwickelt sich zuungunsten Deutschlands. Zudem gewinnt Asien in diesem Bereich erhebliche Marktanteile. Offshore-Windenergieanlagen erfordern eine langfristige Planung, wobei die Stilllegung miteinbezogen werden muss. Im nächsten Jahrzehnt ergeben sich zwei große Stilllegungszyklen. Der Stand der Vorbereitungen in den jeweiligen Ländern wird kritisch diskutiert. Offene Fragen zur Anpassung an die Herausforderungen, die sich aus der Stilllegung ergeben, werden hervorgehoben und mögliche Antworten vorgestellt. Aktuell erlebt die kurzfristige Orientierung in der Politik angesichts der Corona-Pandemie einen neuen Höhepunkt, umschrieben als „Auf-Sicht-Fahren“. Während dieses Verhalten bei Unsicherheit kurzfristig Sinn ergibt, ist eine fehlende langfristige Perspektive in anderen Bereichen problematisch. Ein Beispiel hierfür ist die Entwicklung der Offshore-Windenergie, die beispielhaft zeigt, wie erratische Signale der Politik und fehlende Planungssicherheit einen Sektor ausbremsen können. War Deutschland hier früher noch mit prominenter Rolle vertreten, ist eine deutlich divergierende Entwicklung zwischen den Staaten der Nordseeregion zu beobachten. Auch Trends und Szenarien lassen eine Verfestigung dieser Struktur erwarten. Problematisch wird die stark kurzfristige Orientierung auch hinsichtlich des notwendigen Rückbaus von Offshore-Windenergieanlagen. Der Gedanke an Rückbau ist im ersten Moment kontraintuitiv, dreht sich die Diskussion doch zumeist um den Aufbau neuer Kapazitäten. Dabei darf aber nicht übersehen werden, dass auch Windenergieanlagen eine begrenzte Laufzeit haben und diese besonders auf hoher See durch extreme Witterungseinflüsse und erschwerte Wartungsbedingungen niedriger als bei Anlagen an Land ausfällt. Mit einer geschätzten Laufzeit von etwa 20 Jahren wird das Thema Rückbau von Offshore-Anlagen vor allem im europäischen Nordseeraum in den kommenden Jahren zunehmend an Dringlichkeit gewinnen, wenn mehrere Windparks dieses kritische Alter erreichen. Angesichts dieser planbaren Ent-
wicklung ist es umso bemerkenswerter, dass bisher die notwendigen Voraussetzungen hierfür nicht geschaffen worden sind. Deutschland bildet hierbei keine Ausnahme. Offshore-Windenergie mit guten Aussichten Die Transformation des aktuell auf fossilen Energieträgern beruhenden Energiesystems hin zu einem System erneuerbarer Energieerzeugung wird eine der zentralen Herausforderungen der kommenden Jahrzehnte darstellen. Dies gilt besonders vor dem Hintergrund einer global steigenden Energienachfrage und eines gleichzeitig kleiner werdenden Möglichkeitsfensters für diese Energiewende. So hat Deutschland als Ziel ausgegeben, bis 2050 80 % der Stromnachfrage aus erneuerbaren Quellen decken zu wollen (BMWi, 2019), wobei zunehmend ein höheres Ausbautempo gefordert wird (z. B. Quaschning, 2020). In diesem Kontext
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