Palpitationen und innere Unruhe

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REPORT


Anamnese Ein 63-jähriger Mann, bei dem seit mehreren Jahren eine arterielle Hypertonie bekannt ist, stellte sich bei innerer Unruhe und Palpitationen in der Notaufnahme vor. Er sei zittrig, fühle sich „wie aufgedreht“ und hätte in der Nacht kaum geschlafen. Dieser Zustand wäre gestern plötzlich aufgetreten und sei nicht mehr weggegangen.

H.-J. Trappe Medizinische Universitätsklinik II (Schwerpunkte Kardiologie und Angiologie), Ruhr-Universität Bochum, Herne, Deutschland

Palpitationen und innere Unruhe

Extremitäten-EKG-Ableitungen sind in . Abb. 1, Brustwand-EKG-Ableitungen in . Abb. 2 dargestellt.

EKG-Befundung Linkstyp, Steiltyp, Kammerfrequenz 70/min, Flatterwellen in den Ableitungen II, III, aVF, Frequenz der Flatterwellen 280/min, QRS 0,08 s, QT 0,40 s.

Interpretation Beim Vorhofflattern findet man eine kreisende Erregung im Bereich der Vorhöfe, d. h. man findet einen fortlaufenden Wechsel von Erregungsausbreitung und Erregungsrückbildung. Elektrokardiographisch drückt sich das Vorhofflattern in den Flatterwellen aus, die wegen ihrer besonderen Form auch als „Sägezahnmuster“ bezeichnet werden.

Abb. 1 8 Extremitäten-EKG-Ableitungen Der Kardiologe

Praxiswissen EKG-Interpretation

Abb. 2 8 Brustwand-EKG-Ableitungen

Bei dem vorliegenden EKG fallen sofort Flatterwellen in den Extremitätenableitungen II, III und aVF auf, die eine Flatterfrequenz von 280/min haben und mit einer 4:1-Überleitung auf die Kammern übergeleitet werden. Drei Flatterwellen sind gut sichtbar, die 4. Flatterwelle wird vom QRS-Komplex überdeckt. Zu dieser 4:1-Überleitung „passt“ die Kammerfrequenz von 70/min. Es handelt sich um ein Vorhofflattern vom Typ I, bei dem die Flatterwellen in den Ableitungen II, III und aVF negativ sind, die Flatterfrequenz beträgt 230–350/min. Vorhofflattern Typ I ist der meist anzutreffende, gewöhnliche Typ, der durch Überstimulation gut zu terminieren ist. Demgegenüber finden sich beim Vorhofflattern Typ II überwiegend positive Flatterwellen in den Ableitungen II, III und aVF. Die Frequenz der Flatterwellen beträgt etwa 340–430/min, und die Terminierung durch Überstimulation gelingt nur in wenigen Fällen. Ob die Morphologie Der Kardiologe

der Flatterwellen negativ oder positiv ist, hängt von der Erregungsausbreitung in den Vorhöfen ab: Negativen Flatterwellen liegt eine kaudokraniale Erregungswelle, positiven Flatterwellen eine kraniokaudale Erregungswelle zugrunde. In dem EKG sind außerdem Zeichen einer linksventrikulären Hypertrophie nachzuweisen: Beim Verdacht einer linksventrikulären Hypertrophie wird der Sokolow-Lyon-Index berechnet: größte R-Zacke in V5 oder V6 + größte S-Zacke in V1 oder V2. Erreicht der Sokolow-Lyon-Index (Summe von S [V1 oder V2] + R [V5 oder V6]) einen Wert ≥3,5 mV, so ist dieses als Zeichen für eine linksventrikuläre Hypertrophie anzusehen. Im vorliegenden EKG beträgt der Sokolow-Lyon-Index 3,8 mV (S in V1 und R in V5).

EKG-Diagnosen 4 Vorhofflattern Typ 1 4 Linksventrikuläre Hypertrophie

Zusätzliche Bemerkungen Die Diagnose eines Vorhofflatterns mit regelmäßiger 2:1-Überleitung ist häufig schwie