Besonderheiten in der Behandlung von Patienten mit Kopf-Hals-Karzinomen in Zeiten der COVID-19-Pandemie

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REPORT


Neben dem Schutz unserer onkologischen Patienten vor einer SARS-CoV2-Infektion ist die zeitnahe Initiierung einer leitliniengerechten Behandlung von großer Bedeutung, da sie eine hohe prognostische Relevanz besitzt. In einer ausführlichen Befragung aller universitären HNO-Kliniken in Deutschland konnten während der ersten Pandemiewelle deutliche Auswirkungen auf organisatorische, strukturelle und medizinische Aspekte der Krankenversorgung festgestellt werden [16]. Bei der Diagnostik und Therapie neu aufgetretener onkologischer Erkrankungen musste die Mehrzahl der Kliniken keine relevante Verzögerung feststellen. Bei knapp der Hälfte der Kliniken wurde aber eine zeitliche Verzögerung in der Nachsorge onkologischer Erkrankungen infolge der COVID-19-Pandemie angegeben. Gravierender ist die Feststellung, dass immerhin20 % deruniversitärenZentren vermehrt die Empfehlung zur Radio-/ Chemotherapie aussprechen mussten zur Vermeidung von operativen Eingriffen, z. B. aufgrund fehlender peri-/ postoperativer Überwachungs- oder Intensivbetten. Die Mehrzahl der Kliniken sah sogar die Gefahr der Unterschreitung geltender onkologischer Behandlungsstandards. So könnten beispielsweise komplexe onkochirurgische Eingriffe, welche eine postoperative intensivmedizinische Behandlung erfordern, ins Hintertreffen geraten, da die Intensivstationen im Rahmen der COVID19-Pandemie kapazitär gebunden sind.

T. K. Hoffmann · J. Greve · S. Laban · P. J. Schuler Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie, Universitätsklinikum Ulm, Ulm, Deutschland

Besonderheiten in der Behandlung von Patienten mit Kopf-Hals-Karzinomen in Zeiten der COVID-19-Pandemie Dieser und verschiedenen anderen Fragen ist Hisham Mehanna (Birmingham, UK) durch ein international ausgeführtes Delphi-Verfahren nachgegangen, das ausgehend von der Head and Neck Cancer International Group (HNCIG) eine Vielzahl onkologischer Organisationen (u. a. die Deutsche Interdisziplinäre Arbeitsgemeinschaft für Kopf-Hals-Tumoren, vertreten durch Andreas Dietz, Leipzig) eingebunden hat [10]. Der dreischichtige Prozess mit Dutzenden von Fragen involvierte mehrheitlich KopfHals-Chirurgen, aber auch Radiotherapeuten, Onkologen und Mund-KieferGesichts(MKG)-Chirurgen. Es bestand mehrheitlich Einigkeit darüber, dass die flexible transnasale Endoskopie nur bei Anwendung einer persönlichen Schutzausrüstung sinnvoll durchzuführen sei [6, 7]. Auf diagnostischer Seite fand sich eine breite Zustimmung für die Biopsie eines zugänglichen Primarius in Lokalanästhesie, um auf eine Panendoskopie in Vollnarkose zu verzichten. Diese sollte wiederum dann durchgeführt werden, wenn ohnehin eine Vollnarkose für die sichernde Biopsie notwendig wird. Ebenso wurde die Anwendung einer Feinnadelaspirationszytologie oder Stanzbiopsie bei bildgebungstechnisch auffälligen Lymphknoten befürwortet. Der COVID-19-Status sei labortechnisch und anamnestisch vor einem operativen Eingriff zu klären und dieser im Fall eines positiven Resultats zu verschieben. Grundsätzlich sollten die frühen Tumorstadien eines Mundhöhlen-