Patientensicherheit in der Intensivmedizin
Die Intensivstation steht als multidisziplinäres, hochkomplexes und stark technisiertes System im Zentrum der stationären Krankenversorgung. Fehler, Zwischenfälle oder unerwünschte Ereignisse sind v. a. von der Intensität der geleisteten Therapie und Pfle
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Patientensicherheit in der Intensivmedizin J€ urgen Grafa*, Adrian Frutigerb, D. Fischerd, Patrick Meybohmc und K. D. Zacharowskic a Klinikum Stuttgart, Stuttgart, Deutschland b Trimmis, Schweiz c Klinik f€ ur Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie, Universitätsklinikum Frankfurt, Frankfurt am Main, Deutschland d Klinikum Stuttgart, Frankfurt, Deutschland
1 Risikomanagement und Fehlerkultur 1.1 Grundüberlegungen, Definitionen, Semantik Fehler sind in der Medizin häufig, und die damit verbundene Morbidität, Letalität und ökonomischen Auswirkungen sind beträchtlich (Bates et al. 1997; Kohn et al. 1999). Die Intensivstation steht als multidisziplinäres, hochkomplexes und stark technisiertes System im Zentrum der stationären Krankenversorgung. Die Häufigkeit eines Fehlers, Zwischenfalls oder unerw€ unschten Ereignisses ist, neben anderen Faktoren, v. a. von der Intensität der geleisteten Therapie und Pflege, dem Schweregrad der Erkrankung der Patienten und der Komplexität der organisatorischen Abläufe abhängig (Weingart et al. 2000; Wilson et al. 1995; Bates et al. 1999). "
Somit zählt die Intensivmedizin zu einem der fehleranfälligsten Bereiche der stationären Krankenversorgung.
Viele Erkenntnisse € uber Fehler in der Medizin wurden deshalb auch im Bereich der Intensivmedizin gewonnen. 1.1.1 Irren ist menschlich: Fehler als untrennbares Element jeglichen menschlichen Tuns „To err is human“ lautet der Titel eines Aufsehen erregenden Berichts, der f€ ur den US-Kongress verfasst wurde (Kohn et al. 1999). Hierin wird von geschätzten 44.000–98.000 Todesfällen jährlich infolge vermeidbarer medizinischer und organisatorischer Fehler und Zwischenfälle allein in den USA berichtet. Anlass f€ ur die Erstellung des Berichtes war die zunehmende Verunsicherung der Öffentlichkeit €uber Fehler und unerw€ unschte Ereignisse im Gesundheitswesen, die regelmäßig zu schweren Patientenfolgen und hohen Kosten f€ uhrten. Australische Untersuchungen stufen etwa 18.000 Todesfälle und mehr als 50.000 bleibende Behinderungen pro Jahr als fehlerassoziiert und somit letztlich vermeidbar ein (Weingart et al. 2000). Diese Fehler reichen von der unzutreffenden Diagnose € uber fehlerhafte Untersuchungen bis hin zum falschen Medikament, das dem falschen Patienten zur falschen Zeit verabreicht wird (Weingart et al. 2000). 1.1.2 Semantik: „Fehler“ oder „Ereignis“, „Beinaheereignis“ Die Semantik rund um die Beschreibung von Fehlern ist sehr variabel und bisweilen verwirrend. Die Bezeichnung „Fehler“ oder „error“ wird oft verwendet, trägt aber das wertende Element der Schuldhaftigkeit in sich. Auch der Begriff „kritisches Ereignis“ bzw. „critical incident“ wird häufig verwendet. Neutralere Terminologien bevorzugen die Begriffe „Ereignis“ oder „adverse event“.
*E-Mail: [email protected] Seite 1 von 28
Die Intensivmedizin DOI 10.1007/978-3-642-54675-4_112-1 # Springer Berlin Heidelberg 2015
Letztlich besteht unter den verschiedenen Autoren keine Einigkeit dar€ uber, wie welche Ereignisse bezeichnet werden sollten. Es gibt Autoren, die nur
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